Das da oben sind nicht meine letzten Lebenszeichen. Aber es ist nah dran. So in etwa zumindest.
Es ist ein kleines Pace-Diagramm. Oder verständlicher ausgedrückt: So sah es mit dem Tempo bei einem als lang geplanten Dauerlauf in dieser Woche aus. Ich habe ihn extra früh begonnen. Der Tag sollte etwas wärmer werden. Da hilft ein wenig Planung. Und schon läuft’s. Oder eben auch nicht. Denn das da oben zeigt recht deutlich: Aus den Erfahrungen des letzten Jahres hat hier jemand wenig gelernt. Was man in dem Bild nämlich ganz gut sieht, ist nicht nur, dass die Sache mit dem Lauftempo über die Zeit ein wenig abgenommen hat. Das ist bei mir hier recht normal. Ich überschätze mich am Anfang sehr gern. Daraus lerne ich ebenfalls nicht, das perfektioniere ich. Viel dramatischer sind zwei andere Sachen: Die Täler zum Ende hin und die Zahl ganz rechts.
Diese Täler zeigen nichts anderes als ganz ordinäre Gehpausen. Gehen und Laufen haben jedoch nicht viel miteinander zu tun. Sportlich gesehen zumindest. Beide sind so verschieden, wie sie nur sein können. Es geht eben nicht nur darum, sich irgendwie fortzubewegen. Es heißt nicht umsonst Laufen. Das kann man ruhig wörtlich nehmen.
Ganz ähnlich ist es mit der besagten Zahl ganz rechts. 20 km steht dort. Das klingt doch erst mal gar nicht so schlecht, oder? Ist es aber. Denn jemand, der von sich behauptet, gelegentlich auch mal Marathon zu laufen, sollte 30 km abspulen können. Das ist keine Angeberei. Das nennt man eher Training. Es gehört ganz einfach dazu. Sonst wird das mit der ganzen Distanz nichts. Der Unterschied zwischen geschafften 30 Kilometern oder eben nur 20 ist erheblich größer, als es erst einmal erscheinen mag.
Wozu die Jammerei? Nun, das wahre Drama dieser Larmoyanz liegt natürlich darin, dass ich nicht einfach nur alt und gebrechlich geworden bin, dass der Körper also schlicht nicht mehr mitspielt. Ganz so arg ist es nämlich noch nicht. Es ist vielmehr so, dass der Kopf ganz offenbar nicht mitspielt. Denn es stimmt tatsächlich: Wenn man erst einmal ein wenig Grundkondition angesammelt hat, wenn die stets aufeinander folgenden Schritte rein technisch erst einmal möglich geworden sind, dann entscheiden wir nicht mit den Füßen über Laufen versus Gehen, dann kommt die Entscheidung zum vorzeitigen Abbrechen nach zwei Dritteln der Strecke nicht aus den Beinen. Nein, das bestimmt alles der Kopf. Eine der schönen Seiten des Laufens liegt darin, dass plumpe Sprüche zur Selbstmotivation durchaus passen und angemessen sind.
Kannst du es Denken, kannst du es Laufen.
Ziele möchten visualisiert werden. Wir hatten das hier schon mal unter der Überschrift was Läufer so denken: Wenn man sich das erfrischende Kaltgetränk, welches im Ziel serviert wird, bildhaft vorstellt, dann wird man es sehr wahrscheinlich auch bis zu diesem schaffen. Dumm nur, dass man bei Trainingsläufen den abkürzenden Weg nach Hause meist kennt und nicht bis zum fest vorgegebenen Zieleinlauf mit seiner dahinter befindlichen Verpflegungsstation durchhalten muss.
Vielleicht sollte ich jetzt einfach mal an meiner visualisierenden Fantasie arbeiten. Vielleicht ist es auch irgendwas anderes. Aber wenn die sogenannten langen Läufe weiterhin eher lockere Märsche rund um den Block bleiben, dann mache ich aus dem Gelegenheitsläufer wohl lieber einen Spaziergänger, einen entspannten.
8 Antworten auf „Die Sache mit dem Laufen und dem Kopf“
@sr_rolando Laufen sollte ich auch mal wieder… – danke für deinen Text.
@sr_rolando unterschreibe ich völlig, geht mir dieses Jahr schon die ganze Zeit so
@PMLakeman Komm mit. Anstrengend wird’s hier ja eher nicht so…
@macmind Komische Sache.
Ähh, ich meine: Komm, Du schaffst das!
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Peter Hildebrandt
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S. Dirkwinkel
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Dieser Gratiscomictag wirkt nach. So hat er natürlich nicht nur für mich selbst Beute abgeworfen, sondern auch für den Sohn. Und im Gegensatz zu mir war er auch sehr fix darin, seine neuen Schätze zu sichten und sich anhand derer adäquat weiterzubilden.
So ist ihm klar geworden, dass Lucky Luke schneller zieht als sein Schatten. Das beeindruckt natürlich und der Cowboy ist damit prompt zum Beuteschema für kommende Flohmarktbesucher befördert worden. Das allein ist schon sehr lohnenswert.
Aber der Hauptgewinn liegt bei Garfield. Eine Katze, die vor allem entspannt, gern mal etwas isst und zwischendurch halt auch spielt – das kommt dem Ideal eines erfüllten Lebens schon sehr nahe. Für den Sohn hier im Haus klingt das zumindest nach einem erstrebenswerten Sinn des Lebens. Dabei ist das hier vorliegende Bildlesematerial keineswegs leichte Kost. Es gibt viel Lasagne. Klar, wir reden schließlich von Garfield. Aber ruck zuck ist es tatsächlich zu viel. Zu viel Lasagne für den Kater. Kugelrund gefressen bekommt er Lasagnenentzug verordnet. Nur durch ein rigides Sportprogramm bekommt er das wohl wieder in den Griff. Durch knallhartes Training wird aus kugelrund wieder gertenschlank mit genug Platz für neue Massen von Lasagne.
Diese Comics sind echt harter Tobak. Verherrlichung von Waffengewalt in dem einen Heftchen, einseitige Ernährung, Schlankheitswahn, Junkfood, Diäten und der Jo-Jo-Effekt in dem anderen Heftchen: Es ist alles drin, alles dran, alles nett verpackt. Und das lassen wir auf unsere Kinder los.
Aber was soll ich sagen? Denen gefällt’s. Der Sohn hat sich spontan als Begleitung für meine langen Läufe angeboten. Das könnte glatt den entscheidenden Motivationsschub leisten, der mich über die Ziellinie schiebt. Da schiebe ich die ethischen Feinheiten des politisch korrekten Lesematerials tatsächlich elegant beiseite und sage: Super Gratiscomictag!
M23: Das wäre meine Startnummer für heute beim Badenmarathon hier in den Südstaaten gewesen. So elegant war es noch nie. So zeitig war ich offenbar noch nie angemeldet. Und das hatte dieses Mal einen guten Grund: Dieser örtliche Stadtrundlauf hat eine neue Strecke. Sie ist dem Umstand geschuldet, dass die Europahalle der Veranstaltung nicht mehr so recht gewachsen ist. Start und Ziel liegen somit jetzt draußen bei der Messe.
Und zu der muss man halt erst einmal hinkommen. Vor allem, wenn es um den Zieleinlauf geht. Die Strecke führt seit heute nicht mehr hübsch durch Karlsruhe Downtown, man lässt sich nicht mehr von den anfeuernden Massen durch die schwere Phase des Marathons tragen. Stattdessen ist man auf einsamer Flur und offenem Feld dem Wind ausgeliefert und kann dort einsam, aber grandios scheitern.
Das klingt natürlich verlockend. Der Aufschrei ist groß, klar. Aber bevor wir hier kollektiv Herumjammern, probieren wir das natürlich selbst aus. So war zumindest der Plan. Doch es kam, wie es kommen musste: Wir machen hier derzeit etwas ruhiger. Wir laufen hier momentan eher nicht so viel. Da die entsprechenden Details nur mit einem gesunden Maß an selbstbemittleidender Larmoyanz einher gehen würden, sparen wir sie uns. Ich sage nur so viel: Es gibt derzeit für zumindest ein paar Wochen eine ganz ordentliche Laufpause. Das ist ja auch mal nett. Ich grübele schon über Ersatzbeschäftigungen. Es soll ja nicht langweilig werden.
Allen, die heute mitlaufen, wünsche ich viel Erfolg. Und Spaß mit der neuen Strecke.