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Was wirklich wichtig ist

Man sollte im Alltag immer hübsch aufpassen, dass der Blick auf das Wesentliche nicht verloren geht. Das gilt auch, wenn man mit Kindern zusammen lebt. Vielleicht gilt es sogar ganz besonders, wenn man mit Kindern zusammen lebt. Zu schnell wird man ansonsten einfach vom Alltag überrollt. Zack, schlägt die Midlife-Krise zu und man versinkt in Depressionen. Und das alles nur, weil man trantüdelig dem Trott des Alltags nicht entkommen ist.

Aber vielleicht sind die Kinder gar nicht Schuld daran. Streng genommen sind die Kinder selbstverständlich überhaupt gar nicht Schuld daran. Ganz im Gegenteil. Sie retten einen quasi. So stellt der Sohn zum Beispiel spontan in einem Moment der abendlichen Monotonie spontan tröstend fest: »Papa, so schlimm ist das alles nicht. Es gibt ja noch viel schlimmere Sorgen.«

Was für große Worte. Der Junge ist wirklich frühreif. Fast schon erwachsen, möchte man meinen. Diese Fähigkeit, Probleme zu abstrahieren, die Dramen des Alltags passend in ihren Kontext einzuordnen, die Relativität allen Geschehens zu bewerten und die Dinge sorgfältig miteinander abzugleichen: Es ist für ihn ein Kinderspiel.

»Ja, das kannst Du wohl sagen«, bestätige ich ihn. Diesen Elan möchte ich schließlich nicht bremsen. Den soll er sich ruhig bewahren. Den Glücklichen liegt letztendlich die Welt zu Füßen. Wenn sie zusätzlich noch ihren Blick für das Große und Ganze so edel geschärft haben, wie der Nachwuchs hier im Haus, dann kann wirklich nichts mehr schief gehen.

Und während ich mich zufrieden seufzend umdrehe, ergänzt der Sohn: »Zum Beispiel, wenn man eigentlich schon satt ist, aber noch total viele leckere Sachen auf dem Tisch stehen. Ich glaube, das ist am schlimmsten.«

Vielleicht sollten wir doch noch einmal darüber reden.