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Von Routine, Diäten und großen Zeiten

Die Zeiten ändern sich. Das ist der ganz normale Lauf der Dinge. Früher war vieles anders als heute. Das war so, das ist so, das muss so sein. Nicht jede Änderung ist immer toll, klar. Aber erst einmal ist es spannend, dass Sachen sich verändern. Es ist interessant. Es bringt Abwechslung. Wenn nur noch langweile Routine herrscht, könnten wir uns auch mit der Nase nach oben in den Sarg legen. Wofür wäre das gut?

Konkret sehen wir den Charme der Veränderung zum Beispiel in der Literatur. Oder sagen wir einfacher: in Texten und unserer Art, sie aufzunehmen.

So geistert derzeit die Vorstellung durch unsere Köpfe, dass der Roman in seiner handelsüblichen Form ein ganz natürliches Geschöpf ist. Eine Geschichte wird üblicherweise auf Papier gedruckt und umfasst irgendetwas zwischen 250 und 400 Seiten. So gehört sich das. Alles andere ist unnatürlich und minderwertiger Schnickschnack.

Aber: Ist das wirklich so? Oder: Muss das wirklich so sein? Ganz sicher nicht, wenn wir mal von wirtschaftlich sinnvollen Produktionsabläufen in Verlagen absehen, für die sich deutlich umfangreichere oder vor allem auch erheblich kürzere Texte schlicht nicht lohnen.

Mit den Texten selbst hat das aber wenig zu tun. Das sind nur Rahmenbedingungen, die sich zufällig eine zeitlang gehalten haben, als Texte primär in Form gebundener Bücher ins Haus kamen. Vorher wurden sie mündlich überliefert und am Lagerfeuer erzählt. Heute werden sie mehr und mehr mittels elektronischer Gerätschaften gelesen. Prompt tut sich wieder etwas. Und das macht es sogar in recht konservativ lesenden Kreisen. Zum Beispiel in jenen des Bücherreich-Podcasts. Dort geht es um Bücher, die primär auf Papier gelesen oder aber als Hörbuch aufgenommen werden. Es geht um ganz klassische Bücher.

Und doch gibt es in der Folge 81 einen sehr erfrischenden Diätvorschlag. Es geht darum, entweder Gewichte zu stemmen und Bücher mit mehr als 500 Seiten Umfang zu lesen oder aber dem schlanken Umfang zu frönen und Bücher mit weniger als 250 Seiten zu lesen. Dazwischen herrscht schließlich nur die langweilige Normalität.

Langweilige. Normalität. Genau dort, wo für einige Zeit das einzig wahre Maß der Dinge lag.

Das ist erfrischend. Das ist interessant. Das ist spannend. Und ich freue mich auf noch viel mehr Veränderungen als nur jene der Textlänge. Da geht noch so einiges.

Große Zeiten stehen uns bevor.