Wer braucht schon Schnee zum Skifahren?
Von Señor Rolando
»Etwa neun Jahre.«
»Zwanzig Jahre bestimmt schon.«
»Locker dreißig Jahre.«
Diese Zahlenspielereien, die man mit fortschreitendem Alter so erlebt, werden auch immer surrealer. Im hier vorliegenden Fall geht es darum, wie lange es her ist, dass man zum letzten Mal auf Skiern gestanden hat. Denn wir haben die Gunst der Stunde genutzt und den Charme der Südstaaten gelebt. Nach nur wenig Fahrzeit kommt man von hier aus bis hoch auf die Berge des Schwarzwaldes. Das ist allgemein recht unspektakulär. Aber manchmal passt es dann doch. und auch, wenn man es hier unten gar nicht glauben mag, liegt oben tatsächlich Schnee.
Dabei ist die Sache mit dem liegenden Schnee natürlich immer auch eine Frage, deren Antwort im Auge des Betrachters liegt. Der Skikursanbieter lobt die eher spärliche weiße Pracht zum Beispiel in den höchsten Tönen. Heute kommt uns bestimmt kein Schönwettertourist in die Quere. Wie großartig das denn wohl sei.
Das ist es tatsächlich. Wir sind unter uns. Dabei haben die Kinder ihren Hang ganz für sich allein. Und für uns Große setzt sich sogar ein Lift in Gang. Es ist faszinierend. Nach wirklich nur knappen neun Jahren dauert es gerade mal die ersten beiden Stunden, bis der Schwung wieder stimmt, bis die Strecke unter den Füßen nur so dahingleitet. Technisch sind wir dabei vollkommen sauber, versteht sich. Hier wird nicht einfach blind gerade den Abhang hinunter gerast. Wir spielen schließlich Such den Schnee! Immer mal wieder gibt es grüne Inseln auf der Strecke. Der Slalom ist fest einprogrammiert. Es ist ein großer Spaß. Für die ganze Familie.
Jetzt sind hier im Haus alle K.O. Vollkommen breit. Es geht nichts mehr. Morgen geht’s dann lieber wieder auf die Laufstrecke. Bekannte Sachen machen. Vertraute Übungen abspulen. Die lange Runde der Woche steht schließlich an.
Falls ich mich überhaupt noch bewegen kann.