Im Bericht über den Helgolandmarathon aus der ganz famosen Reihe Was machen die da habe ich ein ganz banal klingendes, jedoch durchaus ernst gemeintes Dilemma zu Protokoll gegeben:
Der Hammer war der Wind. Das wusste ich zwar, aber trainier mal Wind! Das ist nicht so einfach.
Tja, wie wahr. Hier in den Südstaaten ist Wind eine seltene Angelegenheit. Also, ernsthafter Wind. Trainingsgeeigneter Wind. Wind, der einem auch in totaler Schieflage ein solides Gleichgewicht geben kann. Wind, wie er eben nur an einer wahren Küste weht. Womit die Antwort auf das Dilemma bei kurzem Überlegen ganz klar wird und auf der Hand liegt: Man muss ganz einfach nur passend Urlaub machen. Und wie es oft so ist, liegt das Gute auch sehr nah. Man macht den Urlaub nämlich idealerweise einfach in den Niederlanden. Das ist nicht weit weg, es ist eine entspannt schöne Gegend und die Leute dort sind auf eine ganz zauberhafte Art und Weise unverkrampft und alltagslocker.
Und weil alles so schön zusammenpasst, kann man in einem Hollandurlaub auch ruhig ein wenig Laufen gehen. Während der Rest der Familie locker den Strand entlang schlurft und Muscheln aufhebt, nimmt man selbst einen kleinen Umweg in Kauf und läuft erst an ein paar Blumenfeldern vorbei und anschließend hübsch zum Strand, bis man endlich den Rest des Clans eingeholt hat. Insgesamt ergibt das meist eine schöne Runde. Wenn man sich nicht gar zu ungeschickt anstellt, braucht man kein relevantes Stück des Weges zweimal zu Laufen. Das hat seinen Reiz.
Und in eine Richtung gibt’s garantiert immer Gegenwind. Gefühlt gibt’s ihn sogar weit häufiger und das auch noch sehr kräftig. Aber das mit den Gefühlen ist natürlich so eine Sache. Wir kennen das alle. Sie täuschen einen leicht. Aber das macht nichts. Denn wenn man zum Beispiel für den Helgolandmarathon trainiert, ist der Wechsel zwischen Wind von vorn und Wind von hinten ein sehr nützlicher. Denn genau so verhält es sich auf der Insel auch: Hälfte so, Hälfte so; mal strengt es unmöglich an, mal ist es Entspannung pur.
Besser geht’s eigentlich nicht. Außer, man möchte auch noch die Höhenmeter für den Wechsel zwischen Unter- und Oberland trainieren. Das geht im Nachbarland nun wirklich nicht, oder? Noch überzeugender kann Flachland schließlich nicht gestaltet sein. Ebene, soweit das Auge reicht, bis die Düne einem die Sicht versperrt. Die Düne? Ja genau. Und wer hätt’s gedacht? Die in regelmäßigen Abständen auf dieser bestehenden Übergänge eignen sich ganz hervorragend für ein kleines Spiel: Man läuft an einem Aufgang über die Bühne zum Strand, man läuft am nächsten Aufgang wieder auf die andere Seite des Hügels. So geht es immer weiter fort. Nennen wir es Dünen-Ping-Pong. Und nennen wir es einen großen Spaß, denn genau das ist es.
Damit wäre die Grundlage zum Trainen von Wind endlich geklärt. Und bei aller Bescheidenheit muss ich mich für die schlichte Eleganz meines Ansatzes auch selbst sehr loben, denn Urlaub geht bekanntermaßen immer. Jetzt muss sich nur noch der praktische Nutzen auch wirklich einstellen. Beim lokalen Badenmarathon hat das bekanntermaßen nicht so geklappt. Aber die Gelegenheiten kommen wieder. Ich habe da keinen Zweifel.
Und ich werde berichten.