Die Sache mit dem Laufen, sie ist nicht einfach. Also streng genommen ist sie das natürlich durchaus, schon klar. Wenn wir es auf seine Essenz reduzieren, funktioniert das mit dem Laufen so, dass man am Anfang einen Fuß vor den anderen setzt und anschließend die Füße wechselt und das Spiel noch einmal treibt. Das muss man dann nur ausreichend häufig wiederholen. Um mehr geht’s eigentlich nicht.
Und doch ist es nicht einfach. Denn es gibt so Tage, an denen das mit dem Fußwechsel ganz leidlich klappt. Und es gibt Tage, an denen scheitert man an den einfachsten Sachen, wie dieser hier zum Beispiel. Heute ist so ein letzterer Tag und ich habe das Gefühl, als ob das nicht nur ein temporäres Dilemma ist, sondern sich gerade durch die Saison zieht. Wir hatten es hier ja gerade erst von abgesagten Läufen und verkürzten Ersatzevents. Euphemistisch, wie wir hier so sind, rufen wir passenderweise einfach das Jahr der Entspannung aus. Passt ja.
Um zwischendurch mit den Füßen auf dem Boden zu bleiben und nicht in der Euphorie gut laufender Kurzstreckenspaziergänge wieder übermütig zu werden, gibt es gelegentlich das, was man einen langen Lauf nennt. Heute war so einer. Passenderweise haben die FKK-Freunde des Lichtbundes einen Probelauf für den Badenmarathon veranstaltet. Und es bestand zwar kein Kleidungszwang, aber wer wollte, durfte sich Laufhöschen und T-Shirt ruhig überwerfen. Ich habe das mal gemacht. Und bin gescheitert.
Nicht an der Kleiderwahl, die ging eigentlich recht fix. Ich habe den Kilt zu Hause gelassen, das ist hier schließlich Training. Dafür habe ich das Shirt vom Helgolandmarathon dabei gehabt. Das war der gute Teil des Tages. Zwei Interessenten konnte ich von den schönen Inselrunden vorschwärmen. Ich glaube, sie probieren das mal aus. Sehr schön.
Weit weniger schön lief das Laufen selbst. Dabei waren die Voraussetzungen gar nicht schlecht. Es gab mehrere Gruppen, nach Tempo sortiert. Ich habe mir extra eine gesucht, die etwas langsamer als mein normales Reisetempo war. Da konnte doch nichts schief gehen, oder?
Dachte ich auch. Und irrte. Die ersten 21 Kilometer war alles noch recht entspannt. Immer schön abwechselnd habe ich einfach die Füße jeweils voreinander gesetzt. Das hat gepasst.
Was nicht mehr passte, waren die letzten sieben Kilometer. Auf denen ging irgendwie gar nichts mehr. Es war wie das Umlegen eines Schalters, der den recht simplen Laufalgorithmus einfach kaputt gemacht hat. Füße? Taten, was sie wollten. Abwechselnd voreinander setzen? Ging nur manchmal. Am Ende schlich ich mit einigem Abstand als letzter meiner ansonsten sehr entspannten Tempogruppe ins Ziel. Am Versorgungsstand wollten sie mich glatt aussortieren. Ich sah wohl etwas demoliert aus, meinten sie. Das wollten sie sich so eigentlich nicht mit ansehen. Das Auge läuft bekanntlich mit.
Ich habe jetzt mal meine Schlüsse gezogen und knallhart meine Kurzbio auf den diversen sozialen Kanälen aktualisisiert. Vorher sah sie so aus:
Jetzt sieht sie so aus:
Denn sind wir doch mal ehrlich: Ein Marathonläufer sieht anders aus.
2 Antworten auf „Gelegenheitsläufer“
Ein recht charmantes Feature des örtlichen Marathons sind die von lokalen Vereinen organisierten Vorbereitungsläufe. So gibt es nicht erst beim eigentlichen Lauf im September die totale Ernüchterung, sondern man kann schon vorab feststellen, dass man eigentlich gar nicht fit genug ist, um überhaupt anzutreten. Das ist sehr großartig. Man hat dadurch schließlich deutlich mehr Gelegenheiten, larmoyant auf der Couch abzuhängen und am Sinn des Lebens zu zweifeln. Die Läufer unter uns wissen sicher, wie essentiell das in diesem Sport tatsächlich ist.
Diese Vorbereitungsläufe werden alljährlich nach einem recht eingängigen Muster abgespult: Es gibt vier Stück, organisiert werden sie immer von den gleichen Menschen und den Auftakt macht ein Verein direkt auf meiner üblichen Alltagslaufstrecke im Wald hier gleich nebenan. Das kann man somit ruhig mal ausprobieren. Da ist gar keine falsche Bescheidenheit angebracht. Es ist nur so, dass ich mich in den letzten Jahren nie so recht getraut habe. Der auftaktgebende Organisator ist nämlich der Männerturnverein.
Was es alles gibt. Männerturnverein. Da bekommt man Angst. Allein das Wort treibt einen gleich wieder aus dem Wald heraus. Das immerhin ganz schnell, was trainingstechnisch nicht unbedingt nachteilig ist. Aber so ist es ja nicht gedacht. Also: was soll’s? Versuch macht kluch. Und neben der falschen Bescheidenheit kann man auch ruhig die albernen Vorurteile ablegen. Und einfach mal machen. Es ging somit vor kurzem hin zum Verein, um mit den anderen gestandenen Männern ein paar lockere Runden durch den Wald zu traben.
Los ging es morgens um neun. Und der erste dieser anderen Männer saß erst einmal auf einer Bank und gähnte sportlich vor sich hin. Wach ist anders. Aber wer weiß, wass hier am Abend zuvor schon alles los war. Feiern können die Herren sicher auch. Da habe ich volles Verständnis. Zumal der zweite Mann glatt ein Bekannter war. Da haben wir beide aber überrascht geguckt. Ansonsten kennen wir uns von gemeinsamen Aktivitäten in der Schule des Nachwuchses. Jetzt standen wir uns in Laufshorts gegenüber. Verrückt, wie das Leben manchmal so spielt.
Der Rest der Anwesenden schien ganz normal zu sein. Läufer halt. Und auch auf der Strecke lief alles recht überraschungsarm ab. Unsereins war mal wieder deutlich weniger fit, als es eigentlich angebracht wäre. Andere erzählten fortwährend von großen Abenteuern auf den Laufstrecken dieser Welt. Wieder andere schienen froh, nicht ganz allein zu sein und so im Wald nicht vollkommen verloren zu gehen.
Alles in allem war das somit ein gelungener Tagesauftakt, eine brauchbare Trainingsrunde und die Bestätigung, dass auch Vereine mit skurrilen Namen eigentlich ganz okay sein können. Zumal auch Frauen anwesend waren. Es schien noch nicht einmal irgendjemand sonderlich überrascht deswegen zu sein.
In welch toleranten Zeiten wir doch leben.
Ein recht charmantes Feature des örtlichen Marathons sind die von lokalen Vereinen organisierten Vorbereitungsläufe. So gibt es nicht erst beim eigentlichen Lauf im September die totale Ernüchterung, sondern man kann schon vorab feststellen, dass man eigentlich gar nicht fit genug ist, um überhaupt anzutreten. Das ist sehr großartig. Man hat dadurch schließlich deutlich mehr Gelegenheiten, larmoyant auf der Couch abzuhängen und am Sinn des Lebens zu zweifeln. Die Läufer unter uns wissen sicher, wie essentiell das in diesem Sport tatsächlich ist.
Diese Vorbereitungsläufe werden alljährlich nach einem recht eingängigen Muster abgespult: Es gibt vier Stück, organisiert werden sie immer von den gleichen Menschen und den Auftakt macht ein Verein direkt auf meiner üblichen Alltagslaufstrecke im Wald hier gleich nebenan. Das kann man somit ruhig mal ausprobieren. Da ist gar keine falsche Bescheidenheit angebracht. Es ist nur so, dass ich mich in den letzten Jahren nie so recht getraut habe. Der auftaktgebende Organisator ist nämlich der Männerturnverein.
Was es alles gibt. Männerturnverein. Da bekommt man Angst. Allein das Wort treibt einen gleich wieder aus dem Wald heraus. Das immerhin ganz schnell, was trainingstechnisch nicht unbedingt nachteilig ist. Aber so ist es ja nicht gedacht. Also: was soll’s? Versuch macht kluch. Und neben der falschen Bescheidenheit kann man auch ruhig die albernen Vorurteile ablegen. Und einfach mal machen. Es ging somit vor kurzem hin zum Verein, um mit den anderen gestandenen Männern ein paar lockere Runden durch den Wald zu traben.
Los ging es morgens um neun. Und der erste dieser anderen Männer saß erst einmal auf einer Bank und gähnte sportlich vor sich hin. Wach ist anders. Aber wer weiß, wass hier am Abend zuvor schon alles los war. Feiern können die Herren sicher auch. Da habe ich volles Verständnis. Zumal der zweite Mann glatt ein Bekannter war. Da haben wir beide aber überrascht geguckt. Ansonsten kennen wir uns von gemeinsamen Aktivitäten in der Schule des Nachwuchses. Jetzt standen wir uns in Laufshorts gegenüber. Verrückt, wie das Leben manchmal so spielt.
Der Rest der Anwesenden schien ganz normal zu sein. Läufer halt. Und auch auf der Strecke lief alles recht überraschungsarm ab. Unsereins war mal wieder deutlich weniger fit, als es eigentlich angebracht wäre. Andere erzählten fortwährend von großen Abenteuern auf den Laufstrecken dieser Welt. Wieder andere schienen froh, nicht ganz allein zu sein und so im Wald nicht vollkommen verloren zu gehen.
Alles in allem war das somit ein gelungener Tagesauftakt, eine brauchbare Trainingsrunde und die Bestätigung, dass auch Vereine mit skurrilen Namen eigentlich ganz okay sein können. Zumal auch Frauen anwesend waren. Es schien noch nicht einmal irgendjemand sonderlich überrascht deswegen zu sein.
In welch toleranten Zeiten wir doch leben.