Küstenlauf
Von Señor Rolando
Wir schreiben das Jahr des entspannten Laufens. Veranstaltungen mit größerem logistischen Aufwand passen da nicht rein und werden abgesagt. Dafür dürfen andere Späße spontan auf die Agenda. Ein abendlicher Marsch an der Küste zum Beispiel passt da ganz hervorragend.
Ein ebensolcher nennt sich Marathon-Nacht. Der eigene Entspannungspegel ist froh, dass es nicht wirklich die Nacht durch geht, sondern eher am lockeren Abend stattfindet. Außerdem in Rostock. Und Rostock ist ja immer eine Reise wert, sowohl zum Boote gucken, als auch zum Knutschen bei der Küsschenwache. Warum also nicht auch zum Laufen? Eben. Das passt durchaus. Ich habe es gerade ausprobiert, wenn auch nur für den halben Spaß der besagten Marathon-Nacht.
Und ich kann das sehr empfehlen. Den Teil der Strecke, den man weniger läuft, darf man in Rostock nämlich mit dem Boot fahren. Das ist sehr, sehr großartig. Diese Küstenbewohner wissen schon, wie das geht mit dem Entspannen. Man bekommt quasi eine Hafenrundfahrt ohne nervige Ansagen, dafür mit einem Spaziergang auf dem Rückweg. Und dieser Spaziergang führt durch schöne Gegenden. Zusammen mit ein paar Hundert anderen Leuten hat sogar so etwas Dröges wie der Warnowtunnel seinen Reiz. Irgendjemand kann garantiert laut pfeifen. Irgendwo kommt garantiert ein Echo her. Es ist ein Spaß.

Wenn man mal nicht in die eine oder andere Richtung durch den Tunnel läuft, darf man im IGA-Park entspannen oder direkt am Seehafen entlang der Warnow die Gegend bewundern.

Zwischendurch gibt es auch in Rostock am Straßenrand die üblichen Scherzkekse mit feinen Motivationssprüchen, Kinder zum Hände-Abklatschen und tatsächlich auch Halbstarke, die den laufenden Kilt kommentieren. Und ich sage absichtlich Halbstarke, denn es war wirklich eine Premiere, von erstaunlich vielen Männern gebeten zu werden, den Rock zu heben und endlich mal die Frage zu klären, ob man nun etwas darunter trägt oder nicht. Ich nehme es mal als Kompliment. Und falls jetzt jemanden interessiert grübelt: Die Damen sind tatsächlich deutlich zurückhaltender. Sie kommentieren eher meinen Laufstil und die Teile der Füße, mit denen ich den Boden berühre. Wir hatten das auch in Kandel schon einmal. Die Blickwinkel, sie könnten unterschiedlicher kaum sein. Ich sollte nur noch einmal überlegen, was das mit der Werbung auf dem T-Shirt soll. Denn das guckt nun wirklich überhaupt niemand an. Vielleicht lässt sich bei den Kniestrümpfen etwas machen. Wir bleiben am Ball.
Ich werde berichten.