Die Kinder, sie werden immer größer. Die Eltern unter uns wissen, was ich meine. Das ist auch nichts überraschendes. Es zeigt sich nur immer wieder von seinen faszinierendsten Seiten.
So hat der Sohn des Hauses zum Beispiel seine ganz eigenen Beziehungen, wenn es darum geht, auch mal etwas anderes zu machen, als immer nur das eigene Zimmer zu verunstalten und wieder aufzuräumen. Auf die Eltern ist da nicht unbedingt Verlass. Die haben wohl genug mit ihrem eigenen Chaos zu tun. Man hat es nicht immer leicht. Auch nicht als Famaliennachwuchs.
Also schnappen sich Sohn seinen Kumpel, beide schwingen sich auf ihre Fahrräder und machen sich auf den Weg in eine der örtlichen Kirchen, um dort 9.200 kg Stahl beim Schwingen zuzugucken. Das findet natürlich in angemessener Umgebung statt.
Und wer meint, dass hier der Haussegen schief hängt, irrt natürlich gewaltig. Stattdessen verstecken sich hier eher feine Emporen, adäquat angekündigt.
Vom harmlosen Schein sollte man sich lieber nicht täuschen lassen. So verlockend der Schriftzug noch Harmlosigkeit vortäuscht, so trickreich werden die Gegebenheiten dahinter. Ruckzuck sind nicht nur die Köpfe in Gefahr, sondern allgemein der Anstieg ein schwieriger.
Hat man es doch irgendwann geschafft, warten plötzlich Gerätschaften auf einen, von denen man sich gern fragt, wie sie selbst hier hoch gekommen sind.
Die Kinder sehen das jedoch kaum. Sie sind schon viel, viel weiter. Sie stehen hinter dicken Balken und schauen nach oben. Es geht wohl wirklich immer weiter bergauf, denke ich noch. Manche Gebäude nehmen offenbar gar kein Ende. Faszinierend. Ich gucke auch. Und sehe es schwingen.
Mehr als Zugucken kann man dem hier auch nicht. Hören zumindest geht gar nicht. Hören sollte man sich hier verkneifen. Denn dieser kleine, unscheinbare, baumelnde Schlägel links im Bild wiegt nicht nur knapp 400 Kilogramm, sondern nutzt seine Masse auch, um zusammen mit den schon erwähnten neun Tonnen Stahl drumherum einen soliden Sound zu erzeugen. Die Boxen daheim würden blass vor Neid. Nur gut, dass wir sie nicht mitgenommen haben.
Ich hätte sie eh nicht halten können. Denn die Finger stecken in den Ohren. Wir hören mit dem Bauch. Und um uns herum schwingt nicht nur die Glocke, sondern tatsächlich alles. Schön im Takt der Musik wankt das Gebälk. Ich denke nicht weiter darüber nach. Ich habe einfach Vertrauen. Das ist wohl auch besser so.
Irgendwann geht’s dann wieder bergab. Taub. Beeindruckt. Orientierungslos. Aber was wirklich hinter diesem Schild kommt, das möchte ich lieber nicht wissen. Zumindest heute nicht.
Es scheint OK. Der Sohn wirkt beeindruckt. Und auf dem Weg zurück nach Hause wanken sowohl sein Kumpel als auch er im Takt der Musik. So eine Glocke, die wirkt nach. Man könnte meinen, es wäre Absicht.