Wir haben einen Baum gekauft. Wie sich das gehört. Der gesamte Familienclan war gemeinsam unterwegs. Traditionen wollen erschaffen werden. So sind wir losgezogen zum großen Platz, der sonst den lokalen Flohmarkt beherbergt. Ein Schelm, wer böses dabei denkt. Die Bäume wirkten immerhin erstaunlich frisch und unbenutzt.
So zogen wir durch die Reihen, an jedem Baum ging ich in Position, stand stramm, streckte die Arme und stand Modell. Denn das war das Maß. Darunter wollten wir es nicht machen. So lang wie der Herr des Hauses, Arme bitte ausgestreckt, so hoch sollte auch der Baum sein. Mindestens. Eigentlich wollten wir den größten, bitte. Jetzt wollten wir mal so richtig auf den Putz hauen. Man muss sich doch auch mal etwas gönnen können. Den Platz würden wir schon schaffen. Und wer sagt denn überhaupt, dass man so einen Baum nicht auch draußen im Hof aufstellen kann? Er ist doch schließlich auch draußen irgendwo groß geworden. Dann können wir ihn auch dort wieder kaputt spielen.
Aber es half alles nichts. Letztlich haben wir eine deutlich bescheidenere Wahl getroffen. Eine, die auch in die Wohnung rein passt. Der Baum ist natürlich trotzdem noch größer als ich, keine Frage. Aber mal unter uns: so schwer ist das auch nicht. Dafür hat das Gewächs unten herum eine kleine Problemzone mit Freiraum. Also an den Füßen, ganz dezent. Darüber ist alles vom Feinsten, eine wahre Pracht, eine volle, runde, gefüllte, wunderschöne. Mit blankem Fuß. Und das ist natürlich ein Feature, kein Bug, ganz klar. So passen einfach größere Geschenke für mich dort hin. Das Argument haben letztlich sogar die Kinder verstanden und die Wahl akzeptiert.
Sie haben ihn auch geschmückt. Zum Beispiel so:
Auf Nachfrage meinte der Sohn, das müsse so sein. Es sei schließlich einmal eine echte süße Stange und einmal eine unechte. Oder saisonal passender formuliert:
Das eine Stück falsch,
das andere echt,
Hauptsache bleibt,
es gefällt Knecht Ruprecht.
Na dann. Und was auch immer dieser bringt: ob große Geschenke, kleine Geschenke oder keine Geschenke – egal, das passt alles.
Denn was ich eigentlich sagen wollte: Der Clan des Hauses wünscht allen Lesern ein frohes Weihnachtsfest!