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Die Neuentdeckung des Archimedischen Prinzips

Es ist Sommer. Da sind viele Sachen etwas einfacher. Oder zumindest verhalten sie sich anders als im eher kalten Teil des Jahres. So laufen die Kinder zum Beispiel viel mehr draußen herum. Sie spielen im Hof, treffen sich mit den Nachbarskindern, amüsieren sich. So soll das sein. So gehört sich das. Und so sehen sie meistens auch aus. Es ist fast schon egal, aus welchem Grund sie nach Hause kommen, warum sie zufällig gerade in die Wohnung möchten und nicht weiter draußen bleiben. Eines gilt tatsächlich immer: sie müssen sich wenigstens die Hände waschen. Je nach Reinheitsgrad ist auch mehr fällig. Aber für die Hände gilt auf jeden Fall: so, wie sie aussehen, geht’s nicht. Sie brauchen Wasser, dann ist alles gleich viel klarer.

Und da Sommer ist, nehmen die Kinder es pragmatisch. Sie lassen einfach Wasser in eine Gießkanne und waschen sich die Hände darin. Das klappt sogar erstaunlich gut. Nur selten sehen die Kinder nach dem Händewaschen schlimmer aus als vorher. Und wenn man genau hinschaut, sieht man auch, warum dem so ist. Denn sie lassen das Wasser zwar selbst in die Gießkanne, füllen diese aber nicht ganz bis zum Rand. Das ist gut. Das ist vernünftig. Das hätte ich gar nicht erwartet. Also frage ich, wie sie darauf kommen, warum sie das so machen.

Während die Tochter einfach weiter ihre Hände im Wasser badet, macht der Sohn eine Pause, guckt mich mit großen Augen an, holt tief Luft und erklärt, dass das doch wohl ganz klar sei: Wo Hände sind, kann kein Wasser sein. Irgendwo müsse das schließlich hin. Es sucht sich dann seinen Weg und kommt zack, raus aus der Kanne und macht eine Sauerei. Das wollen wir doch wohl nicht, oder?

Nein, das wollen wir nicht. Und ich staune, warum auch immer der alte Archimedes sich damals ganz in seine Wanne setzen musste, um zur gleichen Erkenntnis zu kommen. Hände zu waschen hätte auch gereicht.