Zukunftssicherung
Von Señor Rolando
Das Leben und Arbeiten mit Kindern, es ist nicht immer leicht. Man nehme zum Beispiel dieses Blog hier. Ohne die Kinder gäbe es das gar nicht. Man sieht’s schon am Titel. Wäre es nicht eh schon toll, dass die Kinder da sind, wäre das hier doch ein prima Grund, um sich zu freuen.
Auf der anderen Seite ist es jedoch auch so, dass ich mit den Kindern um mich herum eher nicht so gut schreiben kann. Oder um es etwas ehrlicher auszudrücken: Das geht gar nicht. Es gibt ja Leute, die schaffen es, stoisch am Schreibtisch zu verharren, während eine Schar von Kindern um sie herumkrabbelt, auf den Schoß klettert, im Rechner gern YouTube-Videos gucken möchte oder mit sonstigem Tamtam für reichlich Ablenkung sorgt. Ich kann das nicht. Ich bin schon abgelenkt, wenn andere auch nur darüber nachdenken, ob und wie sie mit mir interagieren könnten. Ansprechen ist gar nicht nötig, ich falle schon vom Stuhl bevor jemand auch nur auf die Idee kommt, mich anzusprechen.
Da hilft es, dass das Leben mit den Kindern von einer gewissen Routine geprägt ist. So stehen sie nicht nur kindesgemäß früh auf, sondern sie gehen auch zu einer ihrem Alter angemessenen Zeit wieder schlafen. Und zwar jeden Tag zur gleichen Zeit.
Der Rest des Abends findet ohne die Kinder statt. Das ist zum Beispiel die Zeit, in der Texte entstehen. Da habe ich schließlich die totale Ruhe. Das dachte ich zumindest, bis mir der Sohn heute beim ins Bett bringen angeboten hat, dass ich nachher, wenn ich noch nicht schlafe und vielleicht noch einmal ein Blatt Papier brauche, vielleicht ja so ein großes, dass ich dann ruhig nochmal rein kommen kann. Er hat noch Blätter, ich dürfte mir eins holen. Denn er schläft nämlich gar nicht gleich, wenn ich “Gute Nacht” gesagt habe und heraus gegangen bin.
Für mich stürzen natürlich Weltbilder ein. Was zur Hölle macht er da bitte? Abends in seinem Zimmer? Der Junge braucht seinen Schlaf. Und ich brauche meine Ruhe am Abend. Da muss man sich doch drauf verlassen können. Da sitze ich schließlich planlos herum, starre aus dem Fenster, mit dem sprichwörtlichen Kissen unter dem Arm. So vor mich hin sinnierend lasse ich die Gedanken streifen, die Welt an mir vorüber ziehen. Die Entspannung hat die Macht übernommen, wenn die Kinder erst einmal im Bett sind und tief und fest schlafen. Jetzt können die Synapsen feuern, jetzt sprießen die Ideen, jetzt können Geschichten reifen. Oder zumindest Blogeinträge. Was glaubt der kleine Mann eigentlich, wo die sonst herkommen?
Überhaupt: Was soll dieses Wachbleiben? Ich frage ihn.
Und er erklärt, dass er die Zeit einfach nutzt, um mal ein wenig zu dösen. Um die Gedanken streifen zu lassen. Die Welt an sich vorüber ziehen zu lassen. Etwas zu entspannen. Und um sich Geschichten auszudenken. Das sind auch immer ganz tolle Geschichten. Denn wenn er nachts mal nicht träumen sollte, dann hat er wenigstens diese Geschichten am nächsten Morgen. Das ist doch was.
Es wird wirklich Zeit, dass er in die Schule kommt und endlich richtig Schreiben lernt. Dann übernimmt er einfach die Arbeit hier. Wir geben Bescheid, wenn ich das Blog an ihn weitergegeben habe.