Aus dem Regal: Hotzenplotz 1-3 von Otfried Preußler
Von Señor Rolando
Das letzte Jahr ist bekanntermaßen überstanden. Das war nicht für jeden von uns eine leichte Angelegenheit. So ist der Sohn zum Beispiel ein Dezemberkind. Er musste somit nicht nur Weihnachten ertragen, sondern auch noch einen Geburtstag über sich ergehen lassen. Zweimal Geschenke in einem Monat: irre, was dabei so herauskommt.
Das hier zum Beispiel:

Drei Bücher. Ein Räuber Hotzenplotz. Das macht viel Text. Ordentlich auf Kurzgeschichten aufgeteilt. Es gibt für jede auch ein Bild, aber der Text überwiegt. Das ist sehr großartig.
Oder anders formuliert: Mit dem Sohn sind wir endgültig im Zeitalter der längeren Vorlesesitzungen angekommen, bei denen es nicht um die spontankreative Interpretation von Bildmaterial geht. Das gab es bei ihm zwar auch vorher schon. Aber es waren immer nur Phasen. Jetzt ist es Ernst. Ich habe das im Blut.
Jetzt ist es schließlich auch spannend. Es sind zwar einzelne Kurzgeschichten, welche sich durch die Bände ziehen. Aber diese Geschichten bauen aufeinander auf. Sie bilden ein großes Ganzes. Eines, das mit einem Kaffeemühlendieb beginnt und mit einer neuen Berufslaufbahn für den Herrn Räuber endet. Zwischendurch wird überfallen, geraubt, verfolgt, gejagt, versteckt, gezaubert und sich gegenseitig clever ausgetrickst. Das ist alles so aufregend, dass ich staune, nach dem Vorlesen ein Kind an den Tiefschlaf übergeben zu können.
Spannend ist die ganze Angelegenheit übrigens auch für die Erziehungsberechtigten und Vorlesenden im Haus. Da wir beide in einer Gegend sozialisiert wurden, in der andere Helden zwischen Buchdeckeln heroisiert wurden, ist Herr Hotzenplotz ein neuer Akteur. Und er reibt uns auf. Er spaltet uns. Er provoziert den ehelichen Familienfrieden. Denn wie sonst soll man es nennen, wenn nach einigen Tagen ruhiger Vorleseroutine auf einmal der jeweils andere an der Reihe ist? Wie könnte man es schönreden, mitten in der spannenden Folge von Abenteuern für einige Geschichten auszusetzen? Ich benenne es ganz klar: Es ist unerträglich. Man ist versucht, nachts in das Kinderzimmer zu schleichen und sich vom Sohn ein Buch auszuleihen.
Was leider tabu ist, da er hier gemeinhin morgens als Erster aufsteht. Und wenn er dann nicht in Ruhe selbst noch einmal die Geschichten des Vorabends nachlesen kann, ist die Nachtruhe auch für uns vorbei. Das sind selbst die Abenteuer des Räuber Hotzenplotz nicht wert.
Abgesehen davon kann ich ihn allerdings voll und ganz empfehlen.