Da war noch was, neulich, als man uns einfach vorzeitig von der Insel verwies und wir anschließend in dieser Hansestadt herumhingen, in dieser Stadt, welche zumindest in Teilen sogar nördlich der Elbe liegt.
Aber das macht ja nichts. Wir reden hier schließlich von Hamburg. Und in Hamburg ist etwas los. Ganz viel sogar. Da wird einem nicht langweilig. Hamburg geht immer. Und in Hamburg geht immer was. Da bleibt nur die Frage: Was von all dem machen wir jetzt bloß? Das Leben: es ist nicht immer ein Leichtes. Manchmal hat man’s wirklich besonders schwer. In solchen Momenten ist es hilfreich, wenn man ein paar Grundweisheiten hat, die einen durch das Leben bringen. Sozusagen ein paar Felsen in der Brandung zur Navigation durch den Alltag. Das passt, denn von Navigation verstehe ich wirklich etwas. Die wohl bekannteste dieser Weisheiten für Zeiten des Reisens ist: Eat where the locals eat. Das stimmt. Das passt. Daran sollte man sich halten. Es hilft nur nicht, wenn man gerade mal etwas unternehmen möchte. Denn: immer nur Essen, das geht dann doch zu weit. Wir halten uns somit an Motto Nummer zwei, welches passenderweise lautet: Go where the locals go.
Gedacht, getan. Wir fragen ein paar Hanseaten nach geeignetem Unterhaltungsprogramm und Sehenswürdigkeiten. Und da wir eh gerade im Bahnhofsviertel sind, lassen wir uns vom Museum für Kunst und Gewerbe überzeugen. So ein Museum ist schließlich etwas Feines. Die gibt es zwar überall, aber letztlich sind sie doch jeweils sehr unterschiedlich. Dieses hier verspricht unter anderem viele schöne Gegenstände des Alltags zu zeigen. Das klingt spannend. Das ist nicht nur für die Kinder geeignet, um ihr Industriedesign-Allgemeinwissen ein wenig auf Trab zu bringen. Nein, das passt auch für die Eltern. Die Sache mit dem Allgemeinwissen gilt wirklich generationsübergreifend.
Wir gehen rein. Wir staunen. Wir gucken. Und wir fassen um Himmelswillen nichts an! Wir reden hier zwar von Alltags- und Gebrauchsgegenständen. Aber diese lagern in einem Museum. Das ist zum Gucken da, nicht zum Anfassen. Das weiß doch jedes Kind. Jetzt zumindest. Wir gehen somit vorbei an Stühlen, auf die wir uns nicht setzen. Wir bestaunen eine Kantine, die sorgfältig von Besuchern abgeschirmt ist und wir erklären den Kindern Braun-Geräte auf einem möglichst abstrakt-theoretischen Niveau.
Dabei reizen wir gern aus, was an Ausreizbarem angeboten wird. Finden wir frei herumliegende Kopfhörer, setzen wir sie auf, um festzustellen, dass sie trotzdem stumm bleiben. Finden wir ein weißes Podest in einem weißen Raum, besteigen wir dieses, um vom Weißen auf das Weiße zu starren. Der Sohn ist mit einer Begeisterung dabei, man kann ihm kaum folgen.
Irgendwann sind wir trotzdem durch. Irgendwann landen wir im Keller. Dort gibt es ein kleines Kinderwunderspielparadies. Der Nachwuchs erkennt das sofort und ruft: “Schau mal, hier können wir hüpfen!”
“Aber eigentlich erst ab acht”, antwortet uns darauf eine Stimme von der anderen Seite des am Eingang aufgestellten Tresens. Wir verstehen nur: “eigentlich”. Und begutachten das Areal. Es ist wundervoll. Schöne Sachen, nützliche Sachen, interessante Sachen, interaktive Sachen, wohlgeformte Sachen, überraschende Sachen. Das kann ich sehr empfehlen. Hier kann man sich auch ohne Kinder ruhig mal austoben. Hier darf man nicht nur staunen und anfassen, hier sollte man es sogar. Ohne Anfassen gibt’s viel weniger Staunen. Wie im Flug vergeht die Zeit.
Und ich stelle fest: So eine spontane Familienfreizeit in Hamburg ist auch mal schön. Plötzlich kommt man sogar in ein Museum, welches schon seit Jahren auf der Besuchsliste steht. Interessant ist es vor allem wegen seiner phantastischen Sammlung von Gebrauchsgegenständen, welche man zwar unter keinen Umständen anfassen, aber dafür leise bewundern darf. Zum Spielen geht man halt in den Keller. Zum Lachen am Besten auch.