Auf dem Tablett: Real Racing 2 HD
Von Señor Rolando
Autos gehen immer. Wir sind hier schließlich in den Südstaaten. Hier wurden die Gefährte vor einer Weile erfunden. Hier verstopfen sie heute noch die Städte und Autobahnen. Autos gehören schlicht dazu. Das kann man für den Moment einfach mal so akzeptieren. Die Kinder machen es schließlich auch. Sie gucken Autos, sie fahren Autos, sie spielen mit Autos – sowohl ganz real, als auch auf dem Tablett. Wir hatten das schonmal zur Eröffnung dieser kleinen Serie. Damals ging’s eher um einen beschaulichen Kleinwagen. Jetzt aber hauen die Kinder auf den Putz.
Jetzt spielen die Kinder Real Racing 2 HD. Da ist nichts mehr klein. Dabei geht es um die großen Boliden. Es werden Rennen gefahren und man ist mittendrin. Vom soliden Golf bis zum sportlichen Rennflitzer ist in dem Spiel alles zu haben. Und man lässt die Gefährte möglichst elegant über diverse Hochgeschwindigkeitsparkours gleiten. Diese sind realen Strecken nachgebildet. Und sowohl diese Strecken als auch das Verhalten der Autos ist im Spiel wohl möglichst realistisch nachgebildet. Aber darum geht es gar nicht primär.
Es geht um Geschwindigkeit. Es geht darum, möglichst schnell zu fahren und dabei gleichzeitig eine Partie Mensch ärgere Dich nicht zu spielen. Denn ein schnelles Auto zeigt nicht in jeder Kurve die ihr gebührende Grazie. Nein, manchmal kracht man auch ganz schlicht von der Straße herunter, über den Acker und gegen die Bande. Das bremst aus. Das pumpt Adrenalin. Das fördert den Ärger. Aber: Was soll man sich ärgern, wenn man statt dessen auch auf’s Gaspedal drücken kann? Eben.
Der Sohn nimmt’s übrigens tatsächlich recht gelassen und sagt: “Stimmt’s Papa, das Spiel ist extra so gemacht, dass man immer Letzter wird?”
So einfach lasse ich ihn da natürlich nicht aus der Verantwortung. Was wäre das für eine Erziehung, wenn man nicht auch den Ehrgeiz ein wenig fördern würde? Also sage ich ihm, dass das keineswegs so läuft. Und da ich mir meiner Verantwortung und Vorbildfunktion vollkommen bewusst bin, zeige ich dem Sohn, wie das geht. Ich zeige ihm, dass man auch mal ein Rennen gewinnen kann. Ich nehme dafür einen Kurs ganz am Anfang. Ich drehe an den Einstellungen ein wenig, damit das Ergebnis auch so ausfällt, wie es pädagogisch sinnvoll ist. Und irgendwann später, der Sohn liegt längst im Bett und träumt seelenruhig von großen Pokalsiegen, drehe ich die Einstellungen wieder zurück, schraube den Realitätsgrad möglichst weit hoch und gucke mal kurz, ob ich damit nicht auch klarkomme. Nur mal kurz. Man kann’s doch ruhig ausprobieren. Die Autos fahren schnell. Da dauert das zum Glück nicht lange. Denke ich mir.
Dumm nur, dass ich gerade in den ganzen Einstellungen über diese Statistikangaben gestolpert bin:

Nach einem Blick auf die Zahl unten rechts mache ich das Tablett erst einmal aus und komme zu der Erkenntnis, dass ich von den acht Stunden wohl mindestens sieben selbst am Steuer saß.
Als nächstes lasse ich endlich die Kinder mal wieder ran. Und während sie so ihre Runden drehen, gehe ich mal gucken, ob es nicht noch irgendwo einen liegengebliebenen Text gibt, dem ich mich sinnigerweise mal wieder widmen könnte. Geschichten gehen schließlich auch immer.
Also wirklich.