Unterschlupf
Von Señor Rolando
Die Zeiten sind wirklich kompliziert geworden. Bekanntermaßen reist in der großen Politik gerade ein Mann um die Welt. Er ist auf der Flucht. Er sucht so eine Art Versteck. Irgendwo muss man schließlich bleiben. Immer nur am Flughafen abzuhängen wird auf Dauer sicherlich recht reizlos. Also fragt er sich jetzt durch. Ob nicht jemand eine Bleibe für ihn hat. Am besten sogar eine, in der ihn die alten Spielkameraden nicht so leicht finden. Es sind nicht mehr seine Freunde. Sie spielen lieber getrennt voneinander weiter.
So schwer kann das doch gar nicht sein, oder? Die Welt ist schließlich groß. Da gibt es auch große Länder. Und es gibt kleine Länder. Und Berge. Und Seen. Und Inseln. Und was weiß ich. Da muss sich doch ein Plätzchen finden lassen für jemanden, der dringend eines sucht. Vor allem, wenn es jemand ist, der vielen von uns gerade gehörig die Augen geöffnet hat. Der vielen von uns verraten hat, was die anderen in der Politik gerade treiben. Das muss man doch auch mal anerkennen. Hut ab. Auch wenn sich natürlich die Frage stellt, ob wir das wirklich so genau wissen wollten. Einfacher wird das Leben jetzt auch nicht gerade. Aber irgendwas ist ja immer. Und jetzt geht’s erst einmal um einen Unterschlupf, ein Versteck für einen Mann.
Passenderweise meldet sich plötzlich der Sohn: Papa, hast Du schon gesehen? Wir haben jetzt ein Geheimversteck.
Astrein. Wie treffend. Das ging ja fix. Das wollen wir doch gleich mal auf Herz und Nieren prüfen. Ich frage also zurück: Ach, wo denn?
Sohn: Hinten, bei den Fahrrädern.
Ich: Und, habt Ihr dort auch schon etwas versteckt?
Sohn: Nein, Papa! Die anderen Kinder kennen es doch auch. Sie würden doch alles ganz schnell finden!
Er schüttelt noch kurz den Kopf, wie ich so naiv nachfragen kann. Es ist wirklich nicht einfach, die Sache mit dem Versteck und der Sicherheit.
Wir können hier anscheinend auch nicht weiterhelfen. Der Nächste, bitte.