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Abwechslung versus Routine

Das Leben als Schreibttischtäter: es ist kein Leichtes. Immer nur Sitzen, immer nur Tippen, immerhin manchmal auch Klicken. Anstrengend ist das. Aber Abwechslung ist wohl etwas anderes. Das Leben sollte bunter sein. Regelmäßig im Sandkasten sitzen hilft da auch nicht wirklich weiter. Man sollte ruhig ab und an mal den Hintern hoch bekommen. Damit es stimmt mit der Balance. Man möchte doch schließlich mit der Zeit gehen.

Gehen ist dabei gar kein schlechtes Stichwort. Das klingt nicht nur nach Bewegung, das ist auch welche. Da man dabei aber nicht so recht vom Fleck kommt, kann man’s ruhig etwas zügiger absolvieren. Schon wird’s zum: Laufen. Feine Sache. Dafür braucht’s nicht viel. Das kann man auch als Schreibtischverwöhnter. Einmal gelernt, klappt es immer wieder erstaunlich gut. Laufen ist ein feiner Ausgleich zum Schreibtisch. Das machen wir.

Dachte ich übrigens vor ein paar Jahren schon mal. Und habe mich prompt zum lokalen Stadtrundlauf in den damals für mich ganz neuen Südstaaten angemeldet. Die Südstaaten sind groß. Der Rundlauf geht somit über etwa 40 Kilometer. Aber was soll’s? Ich dachte mir damals: Das machst Du locker auch ohne großes Training. Wozu auch? Was soll das schon groß sein? Man läuft halt nicht vierzig lange Kilometer auf einmal, sondern einfach einen kurzen Kilometer vierzig Mal hintereinander. Klingt schaffbar. Das haben andere auch schon hinbekommen. Etwa drei Wochen vor dem Event habe ich dann doch mal zwei Proberunden gedreht. An zwei Tagen hintereinander. Jeweils nur über die Hälfte, also zwanzig Kilometer. Man will’s ja auch nicht übertreiben. Außerdem dauert sowas ja auch. Und die Zeit muss irgendwo herkommen. Schlimm ist das. Das erwähnt übrigens viel zu selten mal jemand. Ich sag’s also noch mal ganz deutlich: diese ganze Trainiererei kostet Zeit, man macht sich keine Vorstellungen. Schlimm ist das. Ich hab’s somit konsequenterweise auf zwei Tage beschränkt. Und mir prompt am zweiten Tag irgendwas verzogen – eine Sehne oder ein Muskel oder wie immer diese Dinger eigentlich heißen. Das tat richtig weh. Zum Teufel mit den Schmerzen hätte ich gern gesagt. Statt dessen habe ich beim eigentlichen Lauf drei Wochen später das Ziel nach der Hälfte genommen. Man muss auch mal zu Kompromissen bereit sein.

Nächster Anlauf: zwei Jahre später. Und da ich mich für durchaus lernfähig halte, lief das mit der Vorbereitung etwas anders. Also regelmäßiger. Den ganzen Sommer über. Der Termin war irgendwann im September. Das passte somit gut. Und hat auch tatsächlich etwas gebracht. Ich war quasi in Form. Vier Wochen vor dem Ereignis waren Testrunden in etwa dreißig Kilometer lang und diese waren sogar in erfreulich kurzer Zeit abgespult. Ich hatte richtig Respekt vor dieser Idee mit dem Trainieren. Hut ab! Auf andere zu hören kann manchmal doch richtig nützlich sein. Wer hätte das gedacht? Und wer hätte weiterhin gedacht, dass ziemlich genau drei Wochen vor dem Termin bei einer kleinen und entspannten Laufrunde ein paar Damen vor mir her spazieren und ich mir beim Ausweichen glatt den Fuß umknicke? Wirklich wahr. Ich konnt’s kaum glauben. Wie ungeschickt. Und selten dämlich. Für die folgenden fünf Monate habe ich erst mal eine Bewegungspause eingelegt. Der Marathon fand ohne mich statt. Selbst die erste Hälfte.

Tja, was soll ich sagen? Vor ein paar Tagen habe ich mich trotzdem noch einmal angemeldet. Wieder zum Baden-Marathon. Wieder in Karlsuhe. Wieder im September. Aber dieses Mal wird alles anders. Soviel steht fest. Dieses Mal bereite ich mich vor. Dieses Mal werde ich nicht wieder drei Wochen vorher irgendeinen Verletzungsquatsch mitmachen.

Dieses Mal habe ich mir eine Zerrung oder Überdehnung oder was weiß ich, was das hier gerade für ein überflüssiger Blödsinn ist, gleich am ersten Tag nach der Anmeldung zugezogen. Vier Monate vor dem Termin. Abwechslung soll ja etwas Gutes sein.

Als nächstes bleibe ich dann jedoch trotzdem wieder am Schreibtisch sitzen. Denn in der Routine liegt bekanntermaßen die Kraft.

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