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Saisonal gekleidet

Das Wetter ist doch etwas Feines. Man kann quasi immer darüber reden. Es geht nie aus. Es ändert sich ab und an. Es ist spannend. Es bleibt spannend. Und man kann mehr oder weniger Glück mit ihm haben.

Das mit dem Glück ist natürlich schon eher so eine Sache. Dem muss man bekanntermaßen manchmal etwas nachhelfen. Mit der Wahl des Wohnortes zum Beispiel. Bei aller Vorliebe für den coolen Norden steht dabei ganz klar fest: Er ist eben genau das – cool. Wenn’s darum geht, dem Glück beim Wetter ein wenig auf die Sprünge zu helfen, gibt’s einen klaren Punktsieg für die Südstaaten. Glück gehabt, sag‘ ich mal.

Bis auf die drei oder vier Tage im Jahr, in denen selbst im Süden kein Verlass auf die Sonne ist. Die gibt’s tatsächlich. Von denen hat mir vorher auch niemand etwas gesagt. Es ist eine Sauerei. Ich prangere das an. Aber was will man machen? Außer, für ein paar Tage Unterschlupf in einem Haus mit Sonnenanschluss zu suchen, ganz klar. Geplant, getan. Urlaub geht schließlich immer. Also ab in die Sonne. Ab ins Haus. Ab in den Garten. Ab zum Pool.

So lässt man sich das gefallen. So kann man es aushalten. So hat man die Südstaaten immer dabei, selbst wenn man sich ein paar Stunden auf der Autobahn in Richtung Norden bewegt. Das passt. Wenn nur diese unsägliche Hitze nicht wäre. Manchmal ist sie dann doch schwer zu ertragen. Vor allem, wenn man selbst noch zu sehr Fischkopp im Geiste ist und beispielsweise nicht einfach kurze Hosen anziehen kann, um das Ganze erträglich zu gestalten. Ich meine: kurze Hosen, jetzt mal ehrlich! Geht ja gar nicht. Dabei gebe ich durchaus zu, ein Paar von der Sorte zu besitzen. Das ist jetzt in etwa zehn Jahre alt, wird pro Jahr grob geschätzt zweimal getragen und sieht somit noch immer fast genauso furchtbar aus, wie ganz am Anfang.

Also: kurze Hosen gehen mal gar nicht. Da kann vom Himmel scheinen, was will. Das gilt zu Hause und das gilt auf Reisen. Es ist schließlich eine Kulturfrage. Es ist eine Frage von Stil. Es ist eine Frage der Ehre. Es wird somit ruck-zuck eine Frage der Familienehre. Eine Frage der Erziehung. Kurze Hosen: da gibt es etwas zu vermitteln, da ist etwas, was ich dem Nachwuchs mitgeben kann. Dem Sohn, dem Großen, ganz besonders. Er kennt das. Wenn es um Themen geht, die wirklich zählen, gibt’s ein Gespräch unter Männern. Ein Gespräch über Werte. Ein Gespräch über das Wahre im Leben. Ein Gespräch, bei dem er mal so richtig etwas von seinem großen Vorbild, dem Papa, lernen kann. Er ist in solchen Momenten auch ganz bei der Sache. Hört zu, fragt dezent nach, nimmt auf, versteht, sagt: Ja, Papa. Schon klar. Und das ist es dann auch. Wir verstehen uns. Die Das wäre geklärt.

Prompt schickt er heute morgen seine Schwester, um mich zu wecken. Er braucht etwas Zeit. Muss sich wohl noch Sachen für den Tag heraus suchen. Soll er ruhig. Ist ja schon groß. Und er weiß ja, worauf es ankommt. Ich habe da volles Vertrauen und genieße etwas Zweisamkeit mit der Tochter.

Bis der Sohn fertig angezogen ins Bad poltert. Ich sehe ihn nur dezent im Spiegel. Und muss glatt zweimal hingucken. Er trägt keineswegs einfach kurze Hosen. Natürlich nicht. Das würde er doch nicht machen. Stil und Ehre und so. Er trägt aber auch keine langen Hosen. Nein, der Sohn trägt heute: Hotpants! Und strahlt dabei bis über beide Ohren.

Ich sag’s mal so: Nordish by Nature ist wohl etwas anderes. Aber wie das so ist mit den gebürtigen Südstaatlern in der Familie: Er sieht trotzdem verdammt gut dabei aus. Reden wir lieber weiter über’s Wetter.

Eine Antwort auf „Saisonal gekleidet“

Hotpants .. also bisher glaube ich nicht das mein Sohn mich damit beglücken wird. Aber wenn ich mal so rekapituliere wie er manchmal verkleidet ist wenn ich ihn vom Kindergarten abhole dann ist ein Rock wohl durchaus im Bereich des Möglichen.

Aber wie hat es eine Mutter eines Teenagers letztens so schön geschrieben „Mein Sohn kann sich schneller schminken als ich“.

Wir haben wirklich Glück wir leben in einer wunderbaren Zeit (und am richtigen Ort)

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