Die Zeiten sind grau. Selbst hier im Herzen der sonnigen Südstaaten sehen wir seit Äonen nichts als kontrastarmen Matsch am Himmel. Ich finde das großartig. Endlich darf man auch außerhalb des Novembers offen, ehrlich und ohne Scham ganztägig schlecht gelaunt und maßlos übermüdet sein. Ich meine, jetzt mal ganz ehrlich: Dieses ständige Dauergrinsen von selbstzufriedenen Allwettereltern ist doch nicht zu ertragen! Schlimm ist das. Solche Leute sind vollkommen unglaubwürdig, man möchte ihnen für diese öffentlich zur Schau gestellte Scheinheiligkeit wirklich mal eine, ähh, Meinung sagen. Oder so.
Die wirklich Integren unter uns stehen zu ihrem Gemüt. Sie erkennen die Situation einfach an. Gegen diese ist man eh machtlos. Wenn alles grau ist, muss man auch selbst nicht leuchten. Das würde nur blenden. Damit ist doch niemandem geholfen.
Es passt somit alles: Winter, Stimmung, Großwetterlage. Wenn nur der ordinäre Alltag nicht wäre. In dem kann es einem nämlich passieren, dass im trauten Zusammensein der Familie die Dame des Hauses auf einmal mitten am Tag süffisant feststellt: Guckt mal, Papa schläft gleich.
Der Sohn guckt nur kurz, grinst zweideutig, widmet sich dann aber gleich wieder anderen, wichtigeren Tätigkeiten. Wahrscheinlich sortiert er seine Legos neu. Die Tochter hingegen reagiert energisch und im ihr ganz eigenen Imperativ: Nein! Papa, nicht schlafen!
Sie ist ein gutes Kind, macht sich Sorgen und möchte noch gepflegt Zeit mit mir verbringen. So soll es sein. Es ist ein Traum. Und sie fährt in ihrem munteren Befehlston fort: Papa, erst Zähneputzen!
Ich leg‘ mich dann mal hin. Alles andere hat offenbar eh wenig Sinn.