Elterliches Unverständnis
Von Señor Rolando
Es ist früh am Morgen. Wir sind unterwegs. Im Auto, aber das ist ja eh klar. Ich sitze vorn, döse ein wenig herum und halte mich entspannt am Lenkrad fest. Die Kinder sitzen hinten und beschäftigen sich offenbar selbst ganz gut. Jeweils einzeln, es wirkt richtig harmonisch.
Der Sohn ist einfach nur ruhig, wahrscheinlich noch nicht wirklich fit für den Tag. Er nimmt sich da gern etwas mehr Anlauf, bevor nachher in der Kita die Post abgeht. Die Tochter sitzt neben ihm, guckt aus dem Fenster und bewundert die schöne Landschaft draußen. Sie sieht schon Blumen sprießen wo andere nur graue Ödnis erkennen. Sie singt mit den Vögeln, die offenbar nur für sie bereits den Frühling ankündigen. Zwischendurch erzählt sie wortreich von ihren Träumen der letzten Nacht. Fantasievoll sind nicht nur diese Träume, wundervoll und geistreich sind vielmehr auch ihre beschreibenden Worte. Es ist quasi ein Traum, ihr zuzuhören. Wie passend. Man muss richtig aufpassen beim Fahren, damit einem die Realität auf der Straße nicht vollkommen gleichgültig wird.
Plötzlich wird der Sohn wach und meldet sich bei seiner Schwester in einem resolut deutlichen Ton: Jetzt sei doch endlich mal ruhig, bitte! Ich möchte den Motor hören!
Ich frage sicherheitshalber nach: Den Motor?
Der Sohn antwortet: Ja, so ein Automotor ist für mich ganz tolle Musik.
Aber er liest ja auch freiwillig das ADAC-Magazin. Ich sag’s jetzt mal unter uns: ich verstehe sie nicht, diese Autonarren.