Das Leben als Kind, es ist kein Leichtes. Von allen Seiten prasselt es auf einen ein. Ständig gibt es irgendwo etwas Spannendes. Irgendwas ist wirklich immer. Und zu schnell passiert es, dass die verschiedenen Bedürfnisse sich quasi gleichzeitig melden. Man kommt da gar nicht mehr mit. Noch nicht mal als Fünfjähriger. Dabei sind es keineswegs immer nur die ganz großen Themen, welche die Welt bewegen. Da reicht schon der ganz ordinäre Alltag vollkommen aus.
Hunger haben zum Beispiel. Oder nennen wir es Appetit. Manchmal kommt der sogar passend zu den Mahlzeiten. Wir sitzen also am Tisch und es sind auch tatsächlich alle dabei. Keiner muss spielen, arbeiten, Musik machen, Radfahren, einkaufen oder schaukeln. All diese jeweils sehr ernsten Alternativbeschäftigungen sind vorher erledigt oder auf nachher verschoben. Jetzt wird gegessen. Sonst nichts.
Bis der Sohn meint: Muss pipi!
Tatsächlich, irgendwas ist wirklich immer. Der Sohn geht also ab und macht sich auf den Weg zur Toilette. Hilft ja alles nichts. Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss. Er läuft regelrecht. Es scheint dringend zu sein. Kurz darauf hört man nur: Ohh! Man hört auch: Ahh! Wie gesagt, es war wohl wirklich dringend. Sparen wir uns die Details. Kurz darauf hört man auf jeden Fall einen Wasserhahn. Da wäscht sich jemand die Hände. Guter Sohn. Und so wohlerzogen. Er kommt wieder zurück, setzt sich an den Tisch.
Ich frage: Na, warst Du auf Toilette?
Der Sohn guckt mich mit großen Augen an und sagt: Mensch, das habe ich doch total vergessen! Steht auf und läuft wieder los.
Hoffentlich schafft er es dieses Mal an dem mannshohen Spiegel vorbei, der kurz vor der Tür zum Bad steht. Das Leben als Kind: es ist wirklich kein Leichtes.