Aus dem Regal: Apachenfreiheit von Philip Meinhold
Von Señor Rolando
Das mit der Wahl der Bücher, die man so liest, ist ja immer so eine Sache. Wenn einen jemand fragt, greift man natürlich nur zu den guten, schweren, anspruchsvollen, repräsentablen Titeln. Das sind die, die auch ins Buchregal gehören. Ganz klar: wenn Besuch kommt, soll er ja ruhig etwas zu gucken haben. So war das früher zumindest. Zum Glück entspannt sich diese Lage so langsam ein wenig. Obendrein hat irgendjemand cleveres auch noch das elektronische Lesegerät erfunden. Endlich kann man schamlos zugreifen und niemand bekommt es so richtig mit, was man sich da antut. Niemand guckt einen schief an. Nicht, dass es hier im Haus Gründe dafür gäbe. Niemals. Also wirklich.
Trotzdem erwische ich in letzter Zeit erstaunlich häufig erstaunlich suspekte Beziehungsdramen. Die Sache mit dem schwulen Künstler, der unverstanden durch’s Leben torkelt hatten wir neulich erst. Heute kommt mit Apachenfreiheit von Philip Meinhold wieder ein Beziehungsdrama dazu. Dieses Mal ist der Protagonist heterosexuell, Abwechslung muss ja sein. Dafür scheitert er nicht nur in einer Beziehung, sondern gleich in zweien. Das Buch ist praktischerweise in zwei entsprechende Teile gegliedert: einen pro Beziehung.
In der ersten scheitert er ganz klassisch. Unser Held lebt darin mit einer Frau zusammen, Klara heißt sie. Und über die Zeit leben sich beide auseinander. So nennt man das heutzutage, oder? Also sucht sich Klara einen neuen Helden und unser alter steht dumm da. Er wird angemessen melancholisch und wir leiden beim Lesen Seite für Seite mit ihm mit.
Bis zur nächsten Beziehung. Die fängt er mit einer verheirateten Frau an. All der Elan, der in der alten Beziehung gefehlt hat, wird hier umso mehr ins Zeug gelegt. Da geht richtig die Post ab. Es ist verrückt, was aus einem Schlaftablettenmelancholiker offenbar alles heraus zu holen ist. Man hofft bei all der Leidenschaft, die hier in Worte gepresst wird, wirklich innständig, dass es nicht in einem gar zu überschwänglichen Happy-End mündet. Man weiß genau: das wäre nicht zu ertragen.
Zum Glück bleibt einem das erspart. Soviel sei verraten. Ich suche mir jetzt trotzdem erstmal einen Lokalkrimi. Die sollen schließlich auch ganz unterhaltsam sein. Und bestimmt auch repräsentabel im Regal.