Aus dem Regal: Dickhäuter von Oliver Koch
Von Señor Rolando
Bei dem Titel ist das Buch ganz klar eines über Elefanten. Genau genommen nur einen Elefanten. Markus heißt er und ist natürlich gar kein Tier. Er ist ein Künstler, der im ganz normalen Wahn des Angestelltendaseins gefangen ist. Wie ein tollpatschiger Vierbeiner stolpert er dabei durch den Alltag. Scherben gibt’s dabei viele und er tritt in alle rein.
Die Geschichte ist wirklich ein kleines Drama. Eigentlich schlimme Sachen passieren gar nicht. Statt dessen gucken wir einfach nur die ganze Zeit jemandem dabei zu, wie er an den kleinen Dingen des Lebens scheitert. Wie er es nicht schafft, in der Welt klar zu kommen. Wie er es hingegen hinbekommt, die Schuld dafür in der Erwartungshaltung der anderen zu suchen. Sie haben keine passende Tätigkeit für ihn zu bieten, sie wollen seine Bilder nicht sehen, nicht verstehen, nicht ausstellen und schon gar nicht kaufen. Die da draußen wollen sein Liebesleben nicht akzeptieren. Dass er schwul ist, spielt dabei noch gar nicht mal die Hauptrolle. Wie gesagt: Es ist wirklich ein kleines Drama. Alles.
Und das ist irgendwie das Schöne an der Geschichte: man guckt jemand anderem dabei zu, wie er scheitert. Das Ende ist quasi von Anfang an klar, hier gibt es keine Wende zum Guten, hier wird auf ganzer Linie verloren. Das liest man, da guckt man zu, da erfreut man sich am eigenen voyeuristischen Instinkt und daran, dass es ein anderer ist, der hier abstürzt.
Man wird zwar das Gefühl nicht los, dass hier jemand seinen Gesellschaftsfrust im Text abgeladen hat, aber für die Lovestory eines gescheiterten schwulen Künstlers kann man auch schon mal über einen kleinen erhobenen Zeigefinger hinweg lesen und wird dafür ganz gut unterhalten.
Was will man eigentlich mehr?