Aus dem Regal: Unfug von Ute Weber
Von Señor Rolando
Haben Sie schon mal versucht, jemandem Twitter zu erklären? Dabei meine ich jetzt nicht die ganzen aktuellen Geschichten über API-Änderungen, 3rd-Party-Apps und ähnliches. Ich meine »Twitter« wie in »140-Zeichen Kurznachrichtendienst als soziales Netzwerk für Nachrichten, Links, Infos und Unterhaltsames.« Wenn nicht, dann versuchen Sie es ruhig einmal. Viel Spaß.
Ein beliebter Ansatz ist, quasi gleich aufzugeben und dem Gegenüber klar zu machen, dass es sich eh nicht sinnvoll erklären lassen kann, sondern man es schlicht ausprobieren soll. Das Drama liegt dabei natürlich im Henne-Ei-Dilemma. Aber jetzt hat’s jemand gelöst: Im @FrohmannVerlag hat @UteWeber nämlich ihr Buch »Unfug. Tiefe Gedanken, auch in seichten Gewässern« heraus gebracht. Und die Lösung ist dieses Buch aus einem ganz schlichten Grund: Es ist eine Sammlung von Tweets, also diesen maximal 140 Zeichen langen Beiträgen, wie man sie bei besagtem Kurznachrichtendienst findet. Es sind die Tweets von Señora Ute. Und sie haben sich gewaschen. Sehr saubere Tweets sind das. So sauber, dass Pia ‚Suna‚ Ziefle sie glatt als Twitteratur bezeichnet hat. Klingt edel? Passt schon. Und als wäre das noch nicht genug des Guten, hat die Autorin oder der Verlag oder der Lektor oder was weiß ich wer die ganzen Aphorismen noch fein säuberlich in Ordnung gebracht und thematisch gruppiert. Egal, ob es um Worte, Liebe, Unfug, Beobachtungen, Twitter selbst, Nostalgie oder Filme geht: Das Stöbern darin ist eine Freude, es ist ein Spaziergang durch das Land der auf den Punkt gebrachten Momentaufnahmen.
Für all jene, die Twitter jedoch noch nicht so genau kennen sollten, habe ich hier ein kleines Stückchen bittere Wahrheit: Die meisten von uns schreiben dort gar keine Twitteratur, schon gar keine, die in der Liga von Señora Ute spielt. Das ist aber gar nicht weiter schlimm. Denn wenn Sie tatsächlich mal jemand fragen sollte, ob Sie sich nicht endlich bei dem Dienst anmelden wollen, um zu erleben, worum es dort geht, dann haben Sie hoffentlich dieses Buch inhaliert und können sagen: Ich habe »Unfug« von @UteWeber gelesen. Darunter mache ich es nicht. Ihrem Gegenüber wünsche ich viel Spaß beim Finden einer stilvollen Antwort, egal wie lang.