Wir waren mal wieder am Strand. Dieses Mal sind wir mitten in einen dieser Teambildungsworkshops geraten, den ein benachbartes Konferenzhotel dort veranstaltet. Hier werden Bogen gespannt und Pfeile fliegen. Die Leute gucken ernst, es geht wohl darum, knallhartes Konkurrenzverhalten zu trainieren. Da steckt man nicht immer drin, in der Logik dieser Workshops. Das sieht die Tochter ähnlich. Nur einen kurzen Blick wirft sie auf die verbitterten Gestalten und ihr Verhalten. Mittendrin im Gemenge setzt sie sich einfach hin und füllt erst einmal ihre Schaufel mit Strandsand. Ohne diesen will sie nicht weiter. Irgendwann hat sie genug und wir spazieren davon.
Nur wenig später kämpfen jetzt zwei Teams um die Wette darum, ihr jeweiliges Floß schneller fertig zu bekommen als ihre Konkurrenz. Das Ziel ist ganz offenbar, eine Schatztruhe zu bergen, die etwa dreißig Meter vom Strand entfernt vor Anker liegt. Gute Idee, denkt sich die Tochter und stiefelt munter los in Richtung Truhe. Kurz vor der nächsten großen Welle schaffe ich es gerade noch, sie einzuholen und vor den Fluten zu retten. Die Floßbauer gucken uns ungläubig an. Die Idee für den direkten Weg zur schwimmenden Holzkiste ist ihnen offenbar noch nicht gekommen. Sie binden lieber weiter ihre Holzbohlen zusammen, als sich die Füße nass zu machen. Sollen sie ruhig. Es ist bestimmt gut für den Teamgeist.
Während ich so in Gedanken versunken dastehe, hat sich die Tochter aus meinem Griff gelöst und marschiert weiter den Strand entlang. Teamgeist kümmert sie wenig. Wir haben ein Ziel, da kann man nicht ewig auf die anderen warten. Ich drehe mich zu ihr, um zu gucken, wo sie bereits steckt. Und siehe da: sie marschiert munter und erhobenen Hauptes direkt auf zwei respektabel kräftig wirkende Hunde zu, welche in einem wilden Knäuel sich gegenseitig versuchen von ihrer jeweiligen Meinung zu überzeugen. Zum Workshop gehören die beiden wohl nicht. Und die Tochter ist ganz offensichtlich auf dem Weg, die beiden zur Vernunft zu bringen. Wieder sprinte ich, um sie im letzten Moment einfach schwungvoll auf meine Schultern zu laden. Es ist wohl besser, wenn meine Füße von jetzt an die Richtung bestimmen.
Und während ich so in sicherer Entfernung zu den Gefahren des heimtückischen Ostseestrandes durch den Sand schlurfe, frage ich mich: Wo bekommt die Tochter eigentlich die Drogen her, die sie ganz offensichtlich nimmt? Und warum gibt sie mir nicht einfach welche davon ab?
Eine Antwort auf „Teambildung“
Das mit den Drogen, die meine Kinder offensichtlich von einer unbekannten Macht bekommen, habe ich mich auch schon sehr, sehr oft gefragt!!!