Nachtruhe
Von Señor Rolando
Manchmal sind wir unterwegs. Das kommt in den besten Familien vor. Also wahrscheinlich auch bei Ihnen. Daher ein Tipp von mir: Haben Sie keine Angst und buchen Sie ein gemeinsames Schlafzimmer für die gesamte Familie. Ich weiß, das ist heutzutage unüblich geworden. Man ist schließlich auf Reisen, also unterwegs, hat Urlaub, niemand arbeitet, den ganzen Tag gemeinsame Aktivitäten. Da gönnt man sich was. Und seien es nur getrennte Schlafzimmer. Ich verstehe das auch. So ist’s ja nicht. In der heimischen Behausung machen wir das selbst so. Da gibt’s ein Schlafzimmer für die Tochter, eines für den Sohn, eines für die Eltern. Da stimmen Ruhe, Spiel und Spaß – nicht nur am Tag sondern auch in der Nacht. Ich erspare Ihnen mal die Details. Sie verstehen mich schon.
Aber unterwegs, da schlafen wir zusammen. Und seitdem wir bei der Planung alles richtig machen und das Zimmer in der richtigen Farbe wählen, ist das auch gar kein Problem für die Familie. Die Vorteile liegen nämlich ganz klar auf der Hand: Tagsüber wird schön zusammen gespielt, auch bei schlechtem Wetter. Das bringt die Familie zusammen. Und dafür ist so ein Urlaub schließlich da. Am Abend reicht es dann, wenn nur einer der Eltern den Nachwuchs ins Bett bringt. Für all jene da draußen, die nicht wenigstens zwei Kinder haben: Das ist etwas Gutes. Denn Sie können ganz allein alle Kinder ins besagte Zimmer stecken, sich einen Stapel Gute-Nacht-Lektüre mitnehmen, das alles gemeinsam lesen und die völlig erschöpften Kinder gleichzeitig ins Bett legen, damit sie fix einschlafen und Sie Ihre Ruhe haben für gepflegte abendliche Zweisamkeit mit Ihrer besseren Hälfte. Diese hatte natürlich genug Zeit, irgendwo außerhalb des Schlafzimmers ein ruhiges Plätzchen zu richten, an welchem Sie den Tag angemessen ausklingen lassen können. Später in der Nacht können Sie schließlich ganz ruhig, tief und entspannt schlafen, da die Kinder Ihre Anwesenheit ganz intuitiv spüren und somit auf gar keinen Fall mitternächtlich wach werden, sondern höchstens kurz dösend aus dem Tiefschlaf kommen und sich beruhigt auf die andere Seite drehend gleich wieder wegschlummern. So sind Sie am nächsten Morgen ausgeruht, fit und munter, um in den nächsten grandiosen Urlaubstag zu starten. Es ist quasi das Paradies. Und das alles nur, weil Sie klever geplant und das Zimmer richtig gebucht haben.
Und falls Sie sich doch Sorgen machen sollten, ob das nicht zu viel für die Kinder ist, ob sie nicht aus ihrer Routine gerissen den Alltag vermissen, deswegen vielleicht unter Schlafmangel leiden und totunglücklich sind, ob ihnen die ganze Nähe nicht furchtbar auf die Nerven geht, dann fragen Sie Ihren Nachwuchs am Besten einfach selbst. Und sie werden Geschichten erfahren über Spiele, welche die Kinder am Abend veranstaltet haben, nachdem die Eltern dachten, sie schliefen längst ruhig. Sie werden hören, wie sich der Nachwuchs gegen Sie verschworen hat, wenn es darum ging, am Morgen erst leise mit Kissen aufeinander zu werfen, um anschließend mit plötzlichem und dafür umso lauterem Gebrüll auf die Eltern los zu gehen. Sie werden außerdem erfahren, wie die Kinder mitten in der Nacht hinter Ihrem Rücken tuschelnd ausgelost haben, wer wann wen aufweckt, um nach irgendwelchen erfundenen Getränkewünschen oder Toilettengängen zu fragen. Wenn Sie also Ihren Nachwuchs fragen, wie das gemeinsame Übernachten im Urlaub so ist, werden sie eine Antwort wie die vom Sohn bekommen: Wisst Ihr was? Ich mag’s hier viel lieber als zu Hause! Und ich gebe es zu: Die Tochter hat während dessen gelacht.
Nur gut, dass so ein Urlaub irgendwann auch wieder vorbei ist. Und für Zuhause werde ich mich mal nach schalldichten Türen für die Kinderzimmer umsehen. Ordnung muss sein.