Party. Oder: Wasser oben, Wasser unten
Von Señor Rolando
Der Sohn war unterwegs. Wilder Partyhengst, wie er es nunmal ist, hat er einen Geburtstag gefeiert. Ein Kumpel von ihm wurde fünf. Und der Rest der Clique war auch dabei. Was kann es Schöneres geben als eine Horde wild gewordener Halbstarker, die ganz ohne zierlich zurückhaltende Prinzessinnenmädchen ein rauschendes Gartenfest feiern? Eben. Da stört es noch nicht einmal, dass es mehrere Male am fraglichen Nachmittag recht unbescheiden geregnet hat. Wolkenbruch nennen es die einen, quasi Hagel sagen andere. Der Sohn und seine Gang, sie sagen nur: super! Und sie machen, was es an so einem Tag nunmal zu machen gilt: Sie spielen, sie laufen, sie rutschen. Mal draußen, mal im Zelt, mal im Regen. Papa, die Rutsche war nass. Aber nur am Anfang. Nach uns dann nicht mehr. – sagt der Sohn. Den Satz mit der Sintflut denke ich mir nur und sage lieber nichts. Was soll ich mich groß einmischen? Die Jungs hatten die Lage ganz offensichtlich gut im Griff. Ich sitze hier und staune noch immer, wie der Sohn es geschafft hat, vollkommen trocken und mit unbenutzten Wechselsachen wieder nach Hause zu kommen.
Es wundert sicherlich niemanden, dass die Jungs natürlich auch noch den Grill angeworfen haben. Es war schließlich ein Gartenfest. Das muss man ausnutzen. Da draußen in der freien und wilden Natur können die kleinen Kerle das wahre Leben kennenlernen. Immer nur militant in der Stube hocken, mit dem Rechner auf dem Schoß: das bringt’s einfach nicht. Der Sohn sagt zum Thema übrigens nur ganz lapidar: Papa, so mit Regen ist es gar nicht einfach, Feuer im Grill zu machen. Ach, sag bloß. Da brauchst Du einen kräftigen Puster!, wirft er noch hinterher.
Gut, dass wir das geklärt haben. Ich weiß gar nicht, wie er solche Sachen von mir lernen könnte. Man muss die Kinder wirklich auch mal allein raus lassen, damit sie sich entfalten können. Der häußlichen Enge entflohen, lernen sie, wie die Welt da draußen wirklich tickt. Man stelle sich vor, immer nur behütet, behätschelt und betätschelt zu werden. Ausschließlich von Schreibtischtätern erzogen: ein Horror. Da muss man einfach mal die Leine etwas lockerer lassen und den Kindern ihren wohlverdienten Freiraum geben. Davon verderben sie nicht gleich. Ganz im Gegenteil: all die feinsinnigen Akzente, die man selbst als Teil der Erziehung so gesetzt hat, können sich draußen in freier Natur erst so richtig entfalten.
Plötzlich fällt dem Sohn noch etwas ein: Und Papa, weißt Du was?
Ich: Bestimmt, aber was meinst Du denn?
Sohn: Auf der Toilette, da im Garten, konnte man im Stehen Pipi machen!
Tja, was halt wirklich zählt, wenn Männer mal so richtig wild feiern.