Aus dem Regal
Von Señor Rolando
Heute: Aufbruch in die Nacht von Stephen Wright, Deutsch von Peter Torberg
Es soll Leute geben, die fanden Jonathan Franzens Korrekturen ein aufregendes Buch. Das war es nicht. Es war nur eine nett erzählte Geschichte von quasi Durchschnittsamerikanern auf deutlich mehr Seiten als notwendig.
So in etwa sieht es mit diesem Buch auch aus. Es geht um einen Durchschnittsamerikaner, der gemäß des bedeutungsschwangeren Titels los zieht, um eine Art persönlichen Aufbruchs zu erleben. Thematisch geht da die Post ab. Denn der werte Protagonist erlebt viel und vor allem trifft er aufregende Leute. Sie drehen Pornos, sie sterben (unfreiwillig), sie dröhnen sich mit Drogen zu, sie sind auch ohne Drogen vollkommen durchgeknallt: alles ist dabei. Wie gesagt: thematisch geht die Post ab, da kommt keine Langeweile auf.
Es liest sich trotzdem wie ein Kleinwagen mit angezogener Handbremse. Ich kann noch nicht mal sagen, woran genau es liegt. Aber der Funke springt nicht über. Ein richtiger Seitenwechsler sieht anders aus. Das kann natürlich an einer unglücklichen Übersetzung liegen. Es kann auch an der etwas verkrampft wirkenden Überzeichnung der Normalverrückten des amerikanischen Durchschnittswahnsinns liegen. Wer weiß das schon so genau? Fakt ist: Selbst Franzens Korrekturen gingen flüssiger durch die Finger. Und das will etwas heißen.