Vom Jammern und dem Weltfrieden
Von Señor Rolando
Papa liest. Sohn spielt. Man soll die Arbeit ja aufteilen, damit es gerecht zugeht. Das sieht der Sohn jedoch nicht ganz so. Vernünftig mitspielen soll ich. Sagt er. Recht hat er. Natürlich. Also schnappe ich mir ein paar seiner Legosteine und baue fleißig an einer wilden Konstruktion. Das Ergebnis wackelt etwas, bleibt aber stehen. Obendrauf habe ich sogar eine kleine Spielzeugblume gesetzt, an der man drehen kann. Sieht chic aus, finde ich.
Was soll das denn? – fragt der Sohn.
Ich gucke wohl ungläubig. Mit skeptischen Rückfragen hatte ich gar nicht gerechnet. Bin doch in Gedanken noch ganz beim gelesenen Text. Aber es hilft alles nichts. Wenn der Sohn fragt, hat er auch eine Antwort verdient.
Das repräsentiert natürlich den Weltfrieden. – sage ich.
Ahh, eine Waschstraße: Drehen. Waschen. Sauber. Gut. – sagt der Sohn. Ich grummel nur ein unverständliches: Ähh, ja, genau. Bin schließlich voll bei der Sache, also dem Text von eben.
In dem übrigens folgendes steht:
Die Lehrer brauchen dringend einen Führerschein für das Web, damit sie verstehen, wie die Welt inzwischen tickt.
Gesagt hat’s Gunter Dueck in einem jüngst veröffentlichten Interview. Es geht um Bildung. Das ist doch ein Thema für den Sohn! – denke ich. Er guckt mich nur kurz skeptisch an und baut lieber weiter mit seinen Legos. Ich sitze einfach da, gucke Löcher in die Luft und denke nach über die Zukunft, den Sohn, die Schule, den Bach, den alles runter geht, das Früher, in dem alles viel besser war und wie die Welt wohl schlicht zu Grunde geht.
Ich habe den Weltfrieden zerstört! – sagt prompt der Sohn. Dort musste eine neue Waschstraße hin. Die Autos sind jetzt alle sauber!
Präziser hätte ich es auch nicht auf den Punkt bringen können. Denn wie sagt Señor Dueck im Interview schon so schön: Lernen muss einfach Spaß machen.
Na dann.