Laut Plan ziehen wir demnächst um. Natürlich weder heute noch morgen. Demnächst halt. Denn das neue Kabuff ist noch nicht fertig, sondern wird erst noch zusammengeschraubt. Es ist somit eine Baustelle. Das hat der Sohn natürlich sehr schnell sehr richtig erkannt und das Gebiet umgehend annektiert.
Mit Baustellen kennt er sich schließlich aus. Davon gibt es ständig mindestens eine auf dem morgendlichen Weg zur Kita. Entsprechend viele Bauarbeiter hat der Sohn auch schon kennen gelernt. Ebenso wie ihre Feinheiten des alltäglichen Miteinanders, wie sie es auf den Baustellen so pflegen. Dieses sensible Zusammenspiel ganz unterschiedlicher Charaktere ist nicht nur soziologisch spannend sondern ein Quell der Inspiration für den kleinen Heranwachsenden. Da gibt es die fleißigen Wuselmanen, die souveränen Vorarbeiter, die augenscheinlich untätigen Pläneschmieder und die am Rand stehenden Klugscheißer, bei denen niemand so genau weiß, welche Rolle sie eigentlich spielen. Wahrscheinlich gehören sie überhaupt nicht dazu, sondern sind nur zufällig in der Gegend.
Genau so verhält es sich natürlich auch auf unserer Baustelle. Also der Baustelle des Sohnes, versteht sich. Denn es gilt: kaum ist er dort, bringt er sich ein ins Geschehen, zupft seine Arbeitssachen zurecht, und sucht sich nach einigem Überlegen einen Platz am Rande, von dem er einen guten Überblick über das Geschehen hat, ohne groß den anderen im Weg zu stehen. Und dann sagt er an, wo es lang geht und was getan werden muss. Werkzeug, Material, Personal: alles hat er im Griff. Über alles weiß er Bescheid. Alles unterliegt seiner Regie. Oder kurz gesagt: Der Sohn macht einen auf Bauherrenzampano. Das wäre per se vielleicht nicht weiter schlimm und durchaus zu ertragen, wenn die Tochter ihn dabei nicht mit großen Augen anhimmeln und fortwährend mit ihm flirten würde.
Wer erzieht die beiden eigentlich?