Der Assistent im Haus
Von Señor Rolando
Das Leben besteht nicht immer nur aus den ganz großen Höhepunkten. Manchmal gibt es einfach nur Alltag. Voll mit profanen Dingen, die es zu erledigen gilt. Wie zum Beispiel diesem ganzen Papierkram. Den holt man erst aus dem Briefkasten, dann sortiert man die ganze Werbung aus, macht Ablage und entscheidet laufend zwischen den beiden. Wie gesagt: purer, langweiliger Alltag. Den gibt es übrigens auch, wenn man Kinder hat. Mit dem kleinen Unterschied, dass besagte Kinder einem derlei Arbeiten nicht nur abnehmen, sondern das auch noch gern erledigen.
Wie zum Beispiel der Sohn. Der peinlich genau aufpasst, dass wir den Briefkasten plündern sobald wir das Haus betreten. Er würde es selbst machen, wäre das Gerät auch nur in halbwegs sinnvoller Höhe angebracht. Ist es aber nicht, also braucht er einen Gehilfen. Dem er die Post natürlich abnimmt, sobald er kann. Um sie schon im Fahrstuhl einer ersten Prüfung zu unterziehen. Immerhin öffnet er alles erst, wenn wir wirklich zu Hause sind. Dann aber gründlich. Und er sortiert: in interessantes und weniger interessantes. Ersteres gibt er gern zur weiteren Bearbeitung ab, letzteres wandert direkt in den Müll. Und bei genauerer Beobachtung scheinen nur größere Pakete als interessant bei ihm durchzugehen.
Dafür muss man dem Sohn allerdings auch anrechnen, dass er den Müll nicht einfach sich selbst überlässt. Sondern er macht, was man mit Müll halt macht: Er bringt ihn runter. Dort unten sollte ihm vielleicht mal jemand glaubhaft machen, dass nicht alles wirklich immer in die Biotonne gehört. Aber man soll von einem Zweijährigen nun auch nicht gleich zu viel verlangen. Denn immerhin denkt er daran, auf dem Weg zurück nach oben wieder einen Blick in den Briefkasten werfen zu lassen. Dort könnte schließlich neue Arbeit auf ihn warten.
Ich muss sagen: Der Alltag ist hier tatsächlich einfacher geworden, seitdem wir so einen selbständigen Assistenten im Haus haben. Unsereins kann sich derweil auf die Höhepunkte konzentrieren.