Die Wohnlage hier in den Südstaaten des Landes hat auch ihre Vorteile. Fronleichnam ist schließlich nicht überall Feiertag. Hier schon. Das Wochenende war somit lang. Das Wetter gut. Zeit zur Erholung. Zeit für einen kleinen Urlaub zu Hause. Freunde besuchen. Die Gegend erkunden. Abhängen und den Strand erkunden.
So sieht’s zumindest der Sohn, welcher wesentliche Teile eines häuslichen Urlaubstages damit verbringt, nackt über den Balkon zu springen, Sand aus dem Sandkasten auf diverse Laster zu laden, diese in seiner bereit gestellten Badewanne durch die Waschanlage zu fahren und nebenbei die Steine des örtlichen Springbrunnens neu zu sortieren. Gelegentlich weist er seinen Herrn Papa darauf hin, den Grill gefälligst her zu richten. Es fehlt auch nicht der regelmäßige Gang zum Kühlschrank, welchen der Sohn öffnet, sich klugscheißernd an die geöffnete Tür lehnt, um das Inventar zu kommentieren; nicht ohne darauf hinzuweisen, dass ausreichend Grillgut vorhanden sei, um das Abendessen adäquat zu gestalten.
Und so geht’s den ganzen Tag. Balkon: Sand, Autos, Waschanlage, Steine, Grill. Kühlschrank: Fleisch. Zwischendurch nur kurze Pausen für Sonnencreme und Erdbeeren.
Am Ende des Tages machen wir natürlich, was der Sohn sich wünscht: Salat in die Schüssel, Baguettes in den Backofen, Saucen auf den Tisch, Grillgut auf den Rost, Feuer darunter. Und während all dessen schwindet das südstaatliche Wochenendwetter und wandelt sich zum blitzenden und donnernden Regengefälle. Langsam erst, aber es kommt. Ganz sicher. Erst mit kleinen Windböen, welche die Getränkeflaschen zum Wanken bringen, dann mit den ersten Tropfen von oben, welche drohen, das Brot zu durchweichen. Pünktlich zum Abräumen regnet’s dann richtig. Das ist wahre Campingromantik. Hätten wir ein Zelt zu Hause, würde es entweder gleich wegwehen oder kräftig reinregnen. Das Haus scheint aber stehen zu bleiben und in der Wohnung ist’s auch trocken.
Der Sohn hat übrigens nichts dazu gesagt. Er stand lediglich eine Stunde vor Beginn der Grillsaison des Wochenendes ganz plötzlich mit glasigem Blick im Wohnzimmer, hob noch einmal mit halber Kraft den Arm zum Gruß und fiel für den Rest der Nacht in einen erschöpften Tiefschlaf. Nicht das Dümmste bei Unwetter im Urlaub.
2 Antworten auf „Campingromantik“
Aber irgendwie klingt es dennoch nach tollem Urlaub 🙂
Auf jeden Fall!