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Wilde Kerle

Der Sohn hat einen langen Tag hinter sich. Ist schließlich Brückentag. Da wird aufgestanden wie an ganz normalen Arbeitstagen. Trotzdem kann man als kleiner Mann im Haus nicht einfach zur Arbeit gehen und in Ruhe den ganzen Tag mit den Kolleginnen in der Kita chillen. Nein, da soll man auf einmal zu Hause bleiben. Und so Sachen machen. Baumarkt, Bummeln, Bäume ausreißen. Das schafft alles ganz furchtbar. Und am Abend ist der Tag gelaufen. Sprichwörtlich.

Und nur mit Mühe kann sich der Sohn noch auf seinem Thron zum Abendessen niederlassen. Hätte er nicht selbst mit gekocht, er hätte glatt das Essen einfach Essen sein gelassen und wäre direkt ins Bett gegangen. Aber für die guten Sitten bringt er Opfer und gesellt sich zum familiären Abendmahl. Wohl um leichter wach zu bleiben, bringt er sich auch aktiv mit ein und kümmert sich freiwillig und rührend um die Getränke am Tisch.

Krüge für alle! Bescheiden war gestern. Und eingeschenkt wird auch. Und angestoßen. Und nachgefüllt. Und wieder angestoßen. Und das Essen wird kalt. Und wieder nachfüllen. Und der Sohn kümmert sich selbst um alles. Der Rest der Familie wäre eh zu langsam. «Prost!» – ruft er laut. «Tasse hoch!» – brüllt er hinterher. Und lehrt seine auf ex.

Und wenn niemand am Tisch mehr einen Tropfen herunter bekommt, dann stößt der Sohn noch ein letztes Mal an. Bei diesem letzten Krug musste ich allerdings mit anfassen. Er wäre ihm sonst vor Schwäche aus der Hand geglitten.

Die Jugend von heute. Rock’n’Roll.

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