Milchtisch
Von Señor Rolando
Mit Tischsitten hat’s der kleine Mann. Das ist soweit weder neu noch überrascht es. Der Sohn hat einen ganz natürlich wirkenden, souveränen Umgang mit allem, was Essen, Trinken und das jeweils zugehörige Werkzeug anbelangt. Trotzdem kann gelegentlich ein kleines Malheur passieren. Als moderner Mann von heute lasse ich mich davon klarerweise wenig beeindrucken. Wichtig ist nicht, was passiert, sondern was man daraus macht. Soviel habe ich mittlerweile vom Nachwuchs gelernt.
Was macht man also, wenn beispielsweise die Milchtasse des Sohnes einfach umkippt obwohl sie noch gar nicht leer war? Richtig: man bleibt ganz gelassen, guckt sich den wachsenden Milchsee in Ruhe an, wechselt einen Blick mit dem Sohn, nickt kurz und textet dazu:
Mit Milch auf dem Tisch wird der Tisch zum Milchtisch.
Klingt wie ein Zungenbrecher? Ist gar keiner! Es geht ganz einfach von den Lippen. Das kann jeder am Tisch. Ausprobieren! Man kann es sogar singen. Melodie? Dazu sagt der Sohn nur: Hast Du keine, such Dir eine! Eingängig sollte es sein. Und ein gekonnt intonierter Sprechgesang geht auch. Als Höhepunkt sorgt ein ganze-Familie-Kanon garantiert für großartige Stimmung bei Tisch.
Überraschend ist es, dass am Ende natürlich trotzdem irgendjemand die Sauerei wieder sauber machen muss.