Schon in jungen Jahren ist es wichtig, mit den eigenen verfügbaren Ressourcen möglichst sparsam umzugehen. Der natürliche Verschleiß kommt sicher noch früh genug. Da muss man nicht auch noch extra nachhelfen. Das sieht der Sohn ganz genauso. Und beschränkt vorläufig sein aktives Vokabular auf exakt fünf Wörter.
Mama sagt er natürlich. Vor allem zu mir. Gelegentlich auch zur Dame des Hauses; nicht ganz so häufig zu wildfremden Leuten, immerhin meist Frauen. Der Zweck des Rufs nach Mama ist für gewöhnlich der gleiche: Befriedigung der Grundbedürfnisse, also Essen und Trinken. Das vom Boten gebrachte Essen greift er sich einfach. Nach dem Trinken fragt er vornehm mit Wort Nummer zwei: Ba. Das ist kompakt genug, um es auch im Zustand der totalen Trockenheit noch herausbringen zu können. Also mitten in der Nacht. Es ist gleichzeitig ausdrucksstark genug, um durch unterschiedlichste Intonationen das Bedürfnis des Sohnes nach unterschiedlichsten Getränken vermitteln zu können. Milch, Wasser, diverse Teesorten: Dank Ba alles kein Problem. Kommt sofort.
Das klappt leider nicht immer mit Wort Nummer drei: Auto. Dafür gibt’s ein eigenes Wort beim Sohn, um sowohl seinem feinsinnigen Gespür als auch seiner Leidenschaft Ausdruck verleihen zu können. Gespür deswegen, weil er Autos schon dann erahnt, wenn andere noch ihren Schlüssel suchen, bevor sie sich auf den Weg zur Garage machen. Leidenschaft deswegen, weil die Autos vom Sohn nicht nur erahnt, angekündigt und besichtigt werden, sondern weil er sie sich greift, anhält und inspiziert. Ab nach hinten in den Kindersitz? Lächerlich. Auf den Vordersitzen spielt die Musik. Da findet man den Sohn. Von dort steuert er das Warnblinklicht ebenso souverän wie die Soundanlage. Dort sieht man ihn auch die Stirn runzeln wegen seiner Zweifel an der Zurechnungsfähigkeit von Designern, die Autos entwerfen, bei denen es nicht machbar zu sein scheint, vom Fahrersitz aus gleichzeitig einen Blick nach vorn aus dem Gefährt zu werfen, am Lenkrad zu drehen und die Fußpedale zu bedienen. Ganz klare Fehlkonstruktion. Gut, dass wir die Wagen zu Wort Nummer vier haben: Bagger. Kindersitze auf der Rückbank? Gibt’s gar nicht erst! Sicht nach vorn ist entweder kein Problem oder Dank Größe nicht wichtig. Und gesteuert wird mittels Handbedienungshebeln, die sich dem sicheren Griff des Nachwuchses nicht entziehen können. Eine Schlussfolgerung lieght nahe: Bagger sind einfach die besseren Autos.
Dazu sagt der Sohn nur eins, nämlich Wort Nummer fünf: Ja. Hocheffizient. Und der Sohn ist schon jetzt zu keiner Zeit um eine klar verständliche Antwort verlegen.
7 Antworten auf „Sprachliche Effizienz“
Lese ich das richtig, Auto und Bagger sind unter den ersten Wörtern, die er sagt, aber Papa nicht? O weh *g*.
First things first! Und da der Herr Papa auch auf „Mama“ reagiert, den Sohn aber sicher jeder schief anguckt, wenn er zu einem Auto „Papa“ sagen würde, hat er das schon recht clever gelöst. Sprachlich effizient eben.
[…] Papas Wort Ein Papa hat das Wort. « Sprachliche Effizienz […]
Hallöchen, Toll geschrieben. Wir stehen gerade vor der Entscheidung, welchen Kindersitz wir uns nun anschaffen.
Vielen Dank!
Beim Kindersitz ist es übrigens enorm wichtig, dass er hinter dem Beifahrersitz montiert wird. Denn nur von dort gibt es einen sicheren Blick auf die Armaturen. Und dieser freie Blick erhöht die Qualität der Kommentare von hinten zum Fahrstil vorn ganz erheblich…
[…] Entwicklung von Kindern ist eine faszinierende Angelegenheit. So war der Sohn schon im zarten Alter sprachlich effizient, wenn auch in der Benennung seiner Liebsten etwas unelegant. Ganz anders seine Schwester. Sie […]
[…] die alten Hasen hier in der Runde vielleicht noch erinnern können: Die ersten Wörter des Sohnes waren: Mama, Ba, Auto, Bagger und Ja. Mitlerweile, er ist jetzt dreieinhalb, sagt er zumindest […]