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Der kleine Mann hat zu vielen Themen eine Meinung. Eine ganz klare. Und die äußert er natürlich auch. Zum einen verbal. Aber wenn er meint, dass das Verständnis des Gegenübers hierbei zu wünschen übrig lässt, dann zum anderen auch gern auf weiteren Wegen.

Wenn er zum Beispiel deutlich auf den Tisch haut, sobald die Eltern daran zum Essen bereit sitzen, hierbei ganz klar die Zielsicherheit der eigenen Hände beim Zugreifen an allen möglichen Lebensmitteln und Esswerkzeugen trainiert, wenn er jeden Happen der Eltern auf dem Weg vom Teller zum Mund mit großen Augen verfolgt und beim Kauen selbst emsiger dabei ist als die Essenden selbst, dann ist das alles ein deutliches Zeichen, dass der kleine Mann in dieses Familienritual mit einbezogen werden möchte.

Da wir dem Sohn die Wünsche nicht nur von den Augen sondern auch vom Mund ablesen, fangen wir natürlich gern mit dem an, was der gemeine Volksmund leger als Beikost bezeichnet. Was ein sehr harmloses Wort für eine sehr große Veränderung im Ernährungsverhalten des kleinen Mannes darstellt. Bedeutet es doch nicht weniger als den Sprung von der ausschließlichen Versorgung mit maßgefertigter Flüssignahrung aus der Mutterbrust hin zu der vollen Bandbreite dessen, was die Natur sonst noch so zu bieten hat.

Buch 'Babyernährung gesund & richtig' Nun sagt die einschlägige Literatur, dass der Wechsel hin zu einer ausgewogenen und sehr vielseitigen Ernährung nur in kleinen Schritten erfolgen soll. So machen es die fehlenden Zähne schwierig, ganze Pastinaken am Stück weg zu mampfen. Ergo gibt es selbige erst einmal im Äquivalent der vorgekauten Konsistenz, also aus dem Glas. Schön erwärmt und mit dem Löffel verabreicht, wenn auch viel zu langsam für den kleinen Gourmet.

Gemäß der Literatur soll sich aber auch die Vielseitigkeit der nichtflüssigen Ernährung nur sehr langsam aufbauen. Pastinaken? Sind in Ordnung. Aber zumindest für die erste Woche bitte auch exklusiv. In Woche zwei können dann gern Knollen aus der Erde dazukommen. Aber bitte immer schön eines nach dem anderen. Und bitte immer erst einmal eine Woche lang gucken, wie es mit der Akzeptanz beim Essenden so läuft.

Nun hat er aber eben seine eigene Meinung. Wenn ich ihn direkt nach dieser frage, bekomme ich nur eines als Antwort: Das geht hier alles viel zu langsam. Die Zeichen setzt er ganz klar: Der Brei der ersten Woche war ein netter Anfang. Als nächstes gibt’s doch bitte Apfelkuchen, dazu Kaffee mit Milch aus dem Glas. Und zum Nachtisch ein leckeres Butterbrot.