Dass Lesen eine feine Sache ist, haben wir hier schon einmal festgestellt. Und für alle, die es sich noch nicht selbst geben können, ist Vorlesen ein ganz passabler Ersatz. Das einzig Dumme daran ist nur, dass man auf die Wahl der Lektüre nicht immer den ganz großen Einfluss hat. Das kann somit schon mal schief gehen.
Unser Herr Nachwuchs braucht sich in dieser Hinsicht natürlich überhaupt keine Sorgen zu machen. Hier gibt’s nur das Beste. Daran besteht überhaupt kein Zweifel.
Und zum Besten zählt zum Beispiel Richard Feynman, welcher wohl zu scherzen beliebt. Gern auch in seiner Autobiografie. In dieser verrät er nicht nur, wie das Leben als Atombombenmitkonstrukteur so ist, sondern auch wie man selbst und vor allem als Physikprofessor seinen Spaß in diversen Nachtclubs haben kann.
Wer jetzt meint, dass das keineswegs eine gute Hörlektüre für den jungen Mann im Haus ist, irrt natürlich. Zum einen gehören wohl auch Nachtclubs auf ihre Art zum Leben auf das der Junior ohne Zweifel vorbereitet werden möchte. Zum anderen verrät Feynman bei allen unterhaltsamen Anekdoten vor allem eines: wie der Wille zu einer gesunden Neugier und die Bereitschaft dieser nachzugeben zu einem ereignisreichen und erfüllten Leben führen können. Das ist so schlecht nicht als Moral der Geschicht.
Und für alle, bei denen das mit dem Lesen und dem Lesen lassen nicht so gut passt, gibt’s im Feuerland ein paar Videos in denen Herr Feynman einen Teil seiner Geschichten selbst vorträgt.
Eine Antwort auf „Richard Feynman als Erziehungsratgeber“
Der Titel, jaja. Er klingt so plump und könnte doch besser kaum passen. Tastenficker sind Keyboarder. In vielen Bands sind sie sehr praktisch. Mit dem Respekt ihnen gegenüber ist es jedoch meist nicht weit her.
Ein prominentes Exemplar aus den guten (?) alten (!) Zeiten der Schrammelbands in einem Land, dass es nicht mehr gibt, ist Christian Flake Lorenz. Man kennt ihn von Feeling B. Wer das nicht tut, hatte eine traurige Jugend. Ich kann es leider nicht anders sagen. Die Wahrheit kann sehr grausam sein, ich weiß. Aber darum geht es hier gar nicht.
Hier geht es um seine Autobiographie. Also die glorreiche Selbstbeweihräucherung, sollte man meinen. Dem ist aber nicht so. Dieser Typ hört nämlich nicht beim Buchtitel auf, seine eigene Unfähigkeit und Perfektionslosigkeit zu zelebrieren. Und genau das macht ihn so sehr, sehr großartig. Hier schreibt jemand recht überzeugend, was ihm wichtig ist: die Musik. Ob es die eigene ist, ob es die anderer ist, ob es gemeinsame ist: Es ist egal. Er ist Musiker. Und Musiker sind durchaus auch Künstler. Und wie es sich für Künstler gehört, ist Flake auf eine sehr angenehme Art durchgeknallt. Er ist ein Nerd, ein Freak, hat einen Faible für alte Autos und billiges Essen. All das erwähnt er. Alles kommt vor. Und nichts wird großartig beschönigt. In der Reduktion liegt die Kraft.
Kraft ist übrigens auch das, was man zwischen den Zeilen sehr deutlich erkennt. Diese kontinuierliche Tiefstapelei, die sich durch den Text zieht, sie zeigt, dass es hier jemand nicht nötig hat, groß auf den Putz zu hauen. Wenn man sich vom albern unwichtigen Urteil anderer über einen selbst erst einmal frei gemacht hat, dann wird der Blick frei für das Wesentliche. So klar wie hier bei Flake habe ich das bisher nur Richard Feynman gesehen. Und der war immerhin Physiknobelpreisträger.
Flake ist das nicht. Er ist Tastenficker. Ehemals bei Feeling B, jetzt bei Rammstein. Und diese erwähnt er übrigens nur ein einziges Mal, also wörtlich zumindest, sympathisch ist das. Natürlich gibt es öfter mal Anekdoten aus der Bandgeschichte. Aber es ist eben doch nur eine Band. Mit einem charmant entspannten und unterhaltsamen Keyboarder.
Eine feine Lektüre.